Hajo Schiff
Kabinettstücke
»Vorhut aus dem Hinterland Teil 2«
Weserburg – Museum für moderne Kunst, Bremen, 12.5.2012 – 24.2.2013
Morgensonne am Cape Cod in Massachusetts: Auf so einer Postkarte kündigt Bas Jan Ader dem Ehepaar Wesseler in Bremerhaven ein neues Kunstprojekt an. Schon zwei Jahre zuvor hatte der holländische Künstler in jener norddeutschen Hafenstadt eine Ausstellung mit dem ahnungsvollen Titel „In Search of the Miraculous“. Zwar kam die Postkarte ordnungsgemäß an, der Künstler aber blieb auf See verschollen. Diese letzte Postkarte des legendären Künstlers von 1975 ist nun Teil einer retrospektiven Ausstellung, mit der das Sammlermuseum Weserburg eine andere Institution ehrt: Das „Kabinett für Aktuelle Kunst“. Das ist inzwischen selbst so legendär wie der holländische Künstler. Schon 1967 gegründet, war das kleine Bremerhavener Ladenlokal mit Schaufenster und Glastür früher in New York bekannter als in der eigenen, nicht gerade als Kunst-Brennpunkt bekannten Stadt. Dort blieb das Echo der Öffentlichkeit weitgehend von Unverständnis geprägt. Das mag mit daran liegen, dass Jürgen Wesseler, der alleinige Kurator für die bisher 180 meist konzeptionellen Interventionen im nur 35m² großen Raum, stets berühmte Künstler gewinnen konnte, bevor sie bekannt waren und große Karriere machten. So wurde Gerhard Richter ausgestellt, als seine Werke noch einige hundert Mark kosteten. Und Imi Knoebel irritierte bereits 1969 mit sechs Plattenzuschnitten. Daniel Buren und Robert Filliou, Joseph Kosuth und On Kawara, Hanne Darboven und Franz Erhard Walter, Carl Andre und Sol LeWitt: Eine illustre Riege konzeptioneller Künstler bespielte den kleinen Laden in der kleinen Stadt an der Wesermündung im tatsächlichen Wortsinn…