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Titel: Das Gartenarchiv · von Peter Henkes · S. 236 - 237
Titel: Das Gartenarchiv , 1999

Mike Tyler

In der belgischen Stadt Hasselt hat Tyler einen überdachten Garten geschaffen und auf einer Fläche von 250 Quadratmetern verschiedene Sorten des in der Region vorkommenden Kalksteins aufgestellt. In diesem gespenstischen Steingarten hat er das berühmte Miller-Urey-Experiment nachgebaut. Diese beiden Wissenschaftler haben Anfang der 50er Jahre mit Hilfe einer einfachen Apparatur nachgewiesen, daß es möglich ist, aus CO2 und Stickstoff Aminosäuren zu erzeugen, indem man den Luftdruck komprimiert und einer starken elektrischen Aufladung aussetzt. Eben diese Versuchsanlage hat Tyler nachgebaut: Wasser fließt durch verschiedene Kugeln und wird in eine Atmosphäre der Grundverbindungen des Lebens versprüht. Das Ergebnis ist eine Materie, die als Ursprung des Lebens auf der Erde angesehen wird. Der Aufbau kann als Denkmal für die beiden Wissenschaftler verstanden werden. Die verborgenen Naturkräfte kamen auch in einem Garten zum Vorschein, den er vor einigen Jahren in der Schweizer Stadt Frauenfeld gestaltet hat. In diesem Garten installierte Tyler starke Elektromagneten unter der aufgehäuften Erde. Am Ende des Rundgangs durch den Garten bekam der nichtsahnende Besucher einen Eisenstab oder Eisenhandschuhe gereicht und mußte sich seinen Rückweg durch ein Labyrinth von unsichtbaren magnetischen Pilzen “erfühlen”. Wie Tyler wohl zeigen will, hat auch der ruhigste und unbelebteste Garten ein Geheimnis. Im Laufe der Jahre hat er mehrere Steingärten angelegt – und bei all diesen Projekten seziert er zunächst das Leben, um es dann mit wissenschaftlicher Coolness wiederaufzufüllen.

Tyler ist wohl einer der wenigen Künstler, der seine Inspiration aus der Wissenschaft bezieht und in der Lage ist, etwas zu schaffen, das über das übliche Maß…

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