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Kunstforum-Gespräche · von Ute Thon · S. 288 - 297
Kunstforum-Gespräche ,

Munch: Der letzte Schrei aus dem Norden

Trine Otte Bak Nielsen, Kunsthistorikerin und Kuratorin am Munch-Museum in Oslo
im Gespräch mit Ute Thon

Ein schiefer Riese am Kai, 60 Meter hoch, oben abgeknickt, mit gewellter Aluminiumhaut und selbstbewusstem Logo: MUNCH. Auf den ersten Blick sieht das neue Museum aus wie eine Firmenzentrale. Wenn die Sonne nicht scheint, wirkt der graue Monolith fast ein bisschen einschüchternd, besonders im Kontrast zur strahlend weißen Oper gegenüber, auf deren einladenden, sanft zum Wasser abfallenden Dachflächen Scharen von Besuchern rumturnen. Der Museumsturm, der im Oktober 2021 eröffnet wurde, liegt im Stadtteil Brøvika, einem hippen Neubauviertel mit schicken Wohnhäusern, Badestegen, Restaurants und Saunaschiffen direkt am Oslo-Fjord. Entworfen wurde das MUNCH, wie sich das Museum selbst nennt, vom spanischen Architekturbüro Estudio Herreros nach neusten Energie- und klimaschonenden Prinzipien. Aber auch als Leuchtturm und Ausrufezeichen: Hier geht’s zum berühmtesten Künstler Norwegens! Auf 13 Stockwerken und 26.000 Quadratmetern Nutzfläche gibt es elf Ausstellungshallen, ein atemberaubendes Restaurant und den besten Blick über die Stadt. Parkplätze für Autos gibt es dagegen nicht. Die Besucher sollen mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln kommen. Oslos Hauptbahnhof ist nur fünf Gehminuten entfernt. Oder mit dem Kajak! Das Munch-Museum ist vielleicht das einzige Topmuseum, dass man auch per Paddelboot bequem erreichen kann.

Munch (1863–1944) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Moderne. Seine farbgewaltigen, psychisch verdichteten Bildwelten sorgten im ausgehenden 19. Jahrhundert für Aufsehen. Gefeiert von der Avantgarde, verachtet von den Salonmalern jener Zeit wurde er Teil der Symbolismus-Bewegung und Vorreiter des Expressionismus. Frühe Aufenthalte und Ausstellungen in…

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