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Ausstellungen: München · von Heinz Schütz · S. 296 - 297
Ausstellungen: München , 2017

Postwar

Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945 – 1965
Haus der Kunst 14.10.2016 – 26.03.2017
von Heinz Schütz

Im Hintergrund der Kunstgeschichtsschreibung der Moderne und der damit verbundenen Museumspolitik rumort – mehr oder weniger deutlich – ein noch heute nachwirkender kolonialistischer Geist. In Michael Hardis und Antonio Negris Empire-Buch wird er mit Blick auf die Anthropologie des 19.Jahrhunderts beschrieben: Sie stellte „die nicht-europäischen Subjekte und Kulturen als unentwickelte Formen der Europäer und deren Kultur dar. Sie symbolisierten Primitivität und standen für Entwicklungsstufen auf dem Weg zur europäischen Zivilisation.“ In den letzten Jahrzehnten nun zeichnet sich, zumal im Bereich der Kunst, zunehmend der Wille zur „Geistervertreibung“ ab. Die Postmodernismusdebatte unterminierte simple Fortschrittsmodelle und unter postkolonialistischen Vorzeichen wird das Primat der „Westkunst“ kritisch beleuchtet und eine globale Kunstbetrachtung anvisiert, die auch die Kunstakteure jenseits der USA-Europa-Achse gleichwertig ins Spiel bringt. In diesem Sinne thematisiert die engagierte und gleichermaßen ambitionierte „Postwar“-Ausstellung erstmals in global angelegter Breite die Kunst zwischen 1945 und 1965.

Welcher Anstrengung die globale Blickerweiterung bedarf, zeigt der wissenschaftliche Aufwand, der der Ausstellung vorausging. Zweieinhalb Jahre vor ihrer Eröffnung veranstaltete das Haus der Kunst in Zusammenarbeit mit der Tate Modern, der Ludwig-Maximilians-Universität und dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte ein viertägiges Symposium zur Nachkriegskunst. Die Ausstellung kann als eine Art Resümee betrachtet werden, ein Resümee allerdings, das durchaus offene Fragen hinterlässt: Gibt es eine globale Nachkriegsmoderne oder ist es sinnvoller von einer Vielzahl regionaler Kunstgeschichten zu sprechen? In welchem Verhältnis stehen dabei Politik und Kunst? Bedarf die Kunstgeschichtsschreibung einer Revision?

Die in acht…



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