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Ausstellungen: München · von Michael Hauffen · S. 344 - 345
Ausstellungen: München , 1995

Michael Hauffen
rosebud

»Jenny Holzer, Matt Mullican, Lawrence Weiner«
Kunstbau, München, 14.12.1994 – 12.2.1995

Unser Verhältnis zur Welt kann im Raum der Kunst nur über symbolische Strukturen reflektiert werden. Der Sprache wird dabei in der Diskussion der letzten Zeit oft ein zentraler Stellenwert zugeschrieben. Beispielsweise taucht die Frage auf, ob die Sprache uns bestimmt, oder wir sie. Wenn sich nun eine auf diese Thematik bezogene Ausstellung mit dem Rätselwort “rosebud” aus dem Film “Citizen Kane” präsentiert, so läßt sich das als Ausdruck des Verdachts interpretieren, die einschlägigen Theorien gingen am eigentlichen Problem vorbei. Die Lösung ist noch nicht in Sicht, aber wir stoßen auf drei KünstlerInnen, die die durchschnittlich selbstsicheren Auffassungen überraschend präzise unterminieren.

Lawrence Weiner hat schon in den 60ern begonnen als Material seiner Werke nur noch Sätze zu verwenden, die in lyrischer Verknappung zumeist Konzepte für Arrangements von irgendwelchen “wirklichen” Materialien darstellen. Die konkrete Form der Präsentation dieser Wortgebilde als Schrift – vom ursprünglichen Typoskript bis zu riesigen, aufwendig realisierten Beschriftungen im öffentlichen Raum oder in Galerien – spielt dabei zwar die Rolle einer weiteren Anreicherung des möglichen Sinns, soll diesen aber nicht festlegen, sondern seine eigentliche Vieldeutigkeit ermessen lassen. Hoch oben an den überdimensionalen Wänden angebrachte, schwarze Schriftzüge dieser Art können hier dementsprechend riesige Materialkunstwerke imaginieren lassen, während kleinformatige, handgedruckte Poster an den Betonpfeilern an Versuche ökonomisch Benachteiligter erinnern, die sich von ihrer relativen Ohnmacht nicht hindern lassen, Aufmerksamkeit zu suchen. Die ungleiche Verteilung der Mittel für den Zugang zur Öffentlichkeit wird so zwar in Betracht gezogen, aber das eigentliche…



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