Timm Ulrichs: TRIAL & ERROR
Das System Ulrichs
Kunsthalle im Kunsthaus Nexus 26.11.2016 – 21.01.2017
von Matthias Reichelt
„Ich bin eine Art Columbus, der nach Indien fahren will und dann in Amerika landet. Ich lasse mich auf das Abenteuer ein, ins Blaue hinein zu denken und zu arbeiten“, erläuterte Timm Ulrichs seinen Titel „Trial & Error“ für die erste größere Einzelausstellung in Österreich. In den 1960er-Jahren definierte er sich als „erstes lebendes Kunstwerk“ und bezeichnet sich als „Totalkünstler“, weil für ihn Leben = Kunst und Kunst = Leben ist und er jeden Aspekt von Mensch und Natur für thementauglich hält. Folglich hat sich der 1973 selbst zum „Universal-Dilettanten“ Ernannte als Bildträger begriffen und sich mehrfach tätowieren lassen. „The End“ schmückt sein rechtes Auge, eine Zielscheibe die linke Brust, auf dem Oberarm befindet sich die Signatur mit dem Geburtsjahr, während am rechten Unterschenkel „© by Timm Ulrichs“ prangt. Sein Haar ließ er zum „Künstlerhaarpinsel“ (1971/73) verarbeiten und seine Haut vermessen, um anschließend die errechnete Fläche als Leinwand in den Kunstraum zu überführen. Von seinem Ich aus betrachtet untersucht er so die Totalität von Leben und macht sich deshalb zum Maß aller Dinge. Das erscheint auf den ersten Blick hypertroph und egomanisch, ist aber vom Prinzip als Versuchsanordnung gedacht, um anhand der eigenen Person das Verhältnis Mensch und Welt als Pars pro Toto zu erforschen.
Ein Beispiel ist das „Autobiografische Tagebuch vom 12.09.1972 (00.00 – 24.00), 1963/1972“, eine „ganztägige Dokumentation folgender Lebensdaten: EEG, endexpiratorische CO2-Konzentration, Thorax-Bewegung und EKG“. Unoriginellerweise hat sich neulich Michel…