Renate Puvogel
Tony Oursler
»System of Dramatic Feedback«
Portikus, Frankfurt/Main, 27.8. – 2.10.1994
Centre d’Art Contemporain, Genf, Januar – Juni 1995
Museum, Straßburg, 17.2. – 2.4.1995
Bereits die Tatsache, daß der Raum abgedunkelt ist, gibt dem Betrachter ein Gefühl, mitten in die Inszenierung hineingenommen zu sein. Sie ist räumlich in drei getrennte Bereiche gegliedert, die inhaltlich in einem Zusammenspiel realer Objekte und virtueller Bilder verbunden sind. Gleich am Eingang entdeckt man in einer Ecke eine winzige puppenartige Figur, auf deren Kopf ein Gesicht projiziert ist; mit der Gewöhnung an die Dunkelheit gewahrt man allmählich in der Mitte des Raumes, leicht versetzt, einen pyramidenförmigen Aufbau, er ist sowohl punktuell beleuchtet als auch ebenfalls mit Videobildern belebt; schließlich die Rückwand des Portikus: in ganzer Breite ist sie genutzt als Projektionsfläche für einen Videofilm. Dieser besteht aus einer kurzen, sich ständig wiederholenden Szene mit in die Nähe gerückten Zuschauern, die, Popcorn in sich hineinstopfend, gelangweilt einen Film betrachten. Das Videobild ist nicht gleichmäßig ausgeleuchtet, sondern es mutiert von Rot- zu Blautönen – symptomatisch für die Aussage des Künstlers. Der Betrachter schaut Zuschauern eines leinwandlosen Filmes zu, der sich damit im realen Raum abspielt; in ihn ist der Betrachter damit aktiv einbezogen. Das Geschehen im Raum schildert die andere, unterschwellig gärende Reaktion der sich passiv verhaltenden Zuschauer auf der Leinwand: Das deckenhohe Lattengerüst ist, einer Darstellung des “Jüngsten Gerichts” vergleichbar, gänzlich hinter einem Gewoge bunter Kleiderpuppen verborgen. Die einfachen Puppen aus ausgestopften Alltagskleidern hangeln hinauf, gleiten kopfüber herab, halten sich aneinander fest, ja reichen ihre verzweifelten Verrenkungen…