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Monografie · von Amine Haase · S. 364 - 375
Monografie , 1993

Horst Münch
Wer auf den Händen geht…

Von Amine Haase

Die Verwirrung ist immer ziemlich vollständig, wenn man seine Zeichnungen gesehen hat, seine Bilder, seine Skulpturen. Horst Münch ist Zeichner, Maler, Bildhauer. Aber selten sind die drei Ausdrucksweisen seiner Kreativität in einer Ausstellung vereint; meistens sind sie säuberlich voneinander getrennt. Nicht etwa, weil der Künstler das so wünscht, sondern weil es sich so ergibt in den Galerien, in den Kunsträumen. Entsteht aus dieser Trennung die Verwirrung? Denn eigentlich steht alles untereinander in Bezug. Alles gehört zu einem Entwurf, einer Utopie, der sich der Künstler auf verschiedenen Wegen nähert.

So ist das Wort Zeichnung zutreffend auch für die Bilder, und – wenn man sich damit abfindet, daß in dem Wort nicht unbedingt das Bezeichnende und das Bezeichnete zusammenfallen – sogar für die Skulpturen. Aber auch die Zusammenschau hinterläßt einen verwirrten Betrachter. Man glaubt, auf den Händen zu gehen, wenn man das Atelier von Horst Münch verläßt, den Ort, wo man noch am ehesten Zeichnungen, Bilder, Skulpturen zusammen sehen kann. Und: Wer auf den Händen geht, der hat den Himmel als Abgrund unter sich (Georg Büchner). Der Entwurf, nämlich die Utopie, der Münch eine Form geben will, läßt sich nicht wie eine Formel fassen. Sie ist vielmehr ein Atlantis, ein verlorener Kontinent, den es wiederzufinden gilt – dessen Fundament in den Tiefen der Philosophie ruht, dessen Ecktürme von der klassischen Literatur gehalten sind, dessen höchste Erhebungen den Himmel zu berühren scheinen, getragen von einer nie flügellahmen Phantasie. Die Utopie ist auf die Gesellschaft bezogen, allgemeingültig;…


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