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Ausstellungen: Lodz · S. 389 - 393
Ausstellungen: Lodz , 1991

Angelika Stepken
Construction in Process back in Lodz

8.10. – 16.11.1990

Lodz ist mit fast einer Million Einwohner die zweitgrößte Stadt Polens. Wenn man durch die Straßen geht, möchte man meinen, daß es die Stadt mit der größten Luftverschmutzung ist. Dank zahlreicher Flüsse, die die Stadt durchkreuzen (und die bis auf einen alle unterirdisch kanalisiert wurden), entwickelte sich Lodz seit dem 19. Jahrhundert zu einem polnischen Manchester. Noch immer ist die Textilindustrie der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Während Warschau im Zweiten Weltkrieg zu 90 Prozent in seiner Bausubstanz zerstört wurde, blieb die Altstadt von Lodz von den deutschen Bombardierungen unberührt. Man bekommt noch heute zu hören, daß Hitler angeblich die Piotrowska, die Haupt- und Geschäftsstraße der Stadt, so gut gefallen habe…

Im Herbst 1990 ruft die Piotrowska Bilder von einem italienischen “Corso” wach. Hunderte, Tausende von Menschen flanieren die Straße auf und ab, besorgen Einkäufe. Eine Gruppe von Umweltschützern ist am Sonntagvormittag damit beschäftigt, ihre Transparente von Haus zu Haus zu spannen. Im Rahmen eines alternativen Theatertreffens schiebt sich ein gigantisches, gleichwohl fragiles Schiff phantastisch zwischen den Häusern hindurch. Weißgeschminkte Mimen tragen andernorts den Wald zu Grabe. Auf dem Asphalt tauchen hier und dort überdimensionale Mäuse oder Ratten auf – eine Kunst-Aktion, die auf die Funktionäre des alten kommunistischen Systems anspielt, die es noch auszutreiben gilt. Bis zu den Wahlen am 25. November hatten die Kommunisten immerhin noch 65 Prozent der Parlamentsplätze inne. In der Stadtverwaltung von Lodz ist die “Wende” indes bereits vollzogen. Solidarnosc regiert. Viele Ladenräume an der Piotrowska stehen leer. Es wird…


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