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Titel: Afrika - Iwalewa · von Paolo Bianchi · S. 83 - 85
Titel: Afrika - Iwalewa , 1993

Paolo Bianchi
Ethik und Ästhetik des Fremden, Anderen, Diversen & Parallelen

Analysen, Entwürfe, Modelle & Stimmen

Einigen zeitgenössischen kritischen Theorien zufolge erteilen uns jene, die von der Geschichte dazu verurteilt waren, Unterwerfung, Unterdrückung, Diaspora und Verfolgung zu erleiden, eine sehr nachhaltige Lehre hinsichtlich unserer Lebens- und Denkweise. Die heutige postkoloniale Diskussion beruht auf der jeweiligen spezifischen Geschichtekultureller Verpflanzung und Entfremdung, sei es, dass es sich um den “Mittelweg” (“middle passage”) der Sklaverei und Zwangsarbeit handelt, um das “Hinausgehen”(“voyage out”) in “zivilisatorischer” Mission, um den vorbelasteten Umgang mit der Migration nach dem Krieg aus der “Dritten Welt” in den Westen, oder um den Andrang von Wirtschafts- oder politischen Flüchtlingen innerhalb und ausserhalb der Dritten Welt. Diese Geschichte der Verschiebungen und die heutigen territorialen Ambitionen globaler Medientechnologien machen die Frage postkolonialer Kultur zu einer äusserst komplexen Angelegenheit.

Homi K. Bhabha1

Es gibt unter der einen Schädeldecke so viele Kulturen des Denkens, Empfindens undWahrnehmens, wie es früher ungleiche Völker und Kulturen über den Erdball verstreut gab. Gleichzeitig ist es so, dass wir auf immer weniger Andersheit stossen, sobald wir in dieFremde ziehen, wo in jedem beliebigen Winkel alle Muster von Bewusstsein, die wir fliehen wollten, ebenso gelten oder gerade hinbefördert wurden. Die vergleichende Wissenschaft der Religion und Kulturen hat Ferne und Andersheit zum Thema der Vermittlung gemacht und sie mithin getilgt. Es ist heute für den neugierigen Ungläubigen oder kulturellen Synkretisten nicht schwer, sich nacheinander und probeweise in einen Hindu, einen Marxisten, einentheosophischen Spiritisten, ja selbst in die Denkgewohnheiten des Neandertalers zu versetzen.

Botho Strauss2

Die Mär vom geschichts-…


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