Veit Loers
Franz West
Museum auf Zeit
Das Atelier ist ein Modell, in dem Arbeiten, die mich betreffen, stehen und hängen, während die Unerschöpflichkeit der Konstellationen der vollen oder leeren Bierflaschen bzw. Dosen das Spiel der Kreativität erklärt, das sie hier bedienen sollten.” So erklärt Franz West seinen Raum im “Museum auf Zeit” des Fridericianums in Kassel, das heute Kunsthalle ist und nur Museum heißt. Auf dem Tisch, den West zwischen zwei mit afrikanischen Tüchern bezogenen Sofas gestellt hat, stehen aber selten Bierflaschen. Die Besucher haben noch zuviel Respekt, der Aufforderung von ihm nachzukom- men.
Das Museum ist zum “Atelier” geworden. Alle Arbeiten, die nicht von Franz West sind, befanden sich in seinem Atelier bzw. stammen von seinen Studenten. Was sonst so an den Wänden hängt oder herumsteht, ist von Künstlerfreunden wie Heimo Zobernig, Albert Oehlen, Vettor Pisani, Herbert Brandl, Emilio Prini, Werner Büttner, Meyer-Vaisman und Mariella Simoni. Schließlich sieht man auf einem von Hans Weigand gestalteten Gestell ein Permanentvideo mit West-Szenen: das alte Problem, die Skulptur auf den Sockel zu bekommen, es sozusagen dem Museum einzupassen (daher “Paßstück”?), der Philosoph am Meer (vorsokratische Fragmente), schließlich Menschen beim Essen und Trinken, Franz West selbst. Man sieht sich also einer Fülle von Dingen gegenüber, die Franz West, wenn schon nicht gemacht, so doch entdeckt hat.
Was könnte aber bei Franz West ent-decken heißen? Den Deckel aufmachen? Ent- ist immer eine Ent-scheidung, wohin man eine Tätigkeit lenkt, end-gültig und definitiv. Der Handelnde unternimmt diesen Prozeß, indem er von sich hinweg operiert, in den Raum und in…