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Titel: Künstlerpaare II · S. 116 - 117
Titel: Künstlerpaare II , 1990

Gleb & Igor Alejnikov

Die Brüder Gleb und Igor Alejnikov (geb. 1966 resp. 1962 in Grosnij) wurden durch ihren 16-mm-Film “Das paralle Kino” bekannt. Stil und Poetik des Filmschaffens der Alejnikovs erweise sich tatsächlich als “parallel”, schreibt die Kritikerin Tatjana Salzirn. Damit meint sie des Bruderpaars eigene Version der Ästhetik der offiziellen Kinoproduktion. Salzirn: “Die Poetik des Nonsens und des schwarzen Humors, erweitert um sowjetische Ideologeme und optische Stereotypen, trugen allmählich zu einer Selbstüberwindung bei. Von den früheren Filmen ‘Traktoren’ {1987} und ‘Die hartnäckige Krankheit der Männer’ {1987} mit ihrer ‘Entweihung’ der Kino- und Fernsehsprache von innen her, dem grotesken Pseudoernst, der Ironie des personifizierten Subtextes kamen die Alejnikovs zu einer skeptischen Entstellung ihrer eigenen Geste und distanzierten sich eigentlich von ihr in ‘Servierrochade’, einer Arbeit im neoromantischen Stil.”

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Das Phänomen des Films wurzelt in seiner Prädestination, eine Illusion des Lebens zu schaffen. Die Kontamination von Leben und Film ist für Igor und Gleb Alejnikov eine programmatische Tatsache. Wege der Wiedergabe von Fäkalien auf der Leinwand werden für sie zum Gegenstand theoretischer Diskussion. Ihr eigenes Werk bezeichnen sie als “paralleles Kino”, das heisst, es ist als Alternative zur offiziellen Traumfabrik gedacht. Auch die Anerkennung der diskursiven Natur der Macht ist für die Künstler programmatisch. Deshalb sind die von der offiziösen Presse geschaffene Kinoillusion und das reale Leben als identisch anzusehen. Daher entsprechen sich die Aufgabe der Schaffung eines “parallelen Kinos” und eines parallelen Lebens. Für die Brüder Alejnikov wird der Underground sowohl zur Sphäre der Kreativität als auch zum Gegenstand des Neuschaffens….

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