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Ausstellungen: Berlin · S. 245 - 246
Ausstellungen: Berlin , 2015

Hermann Pfütze
Gottfried Lindauer

»Die Maori – Portraits«
Alte Nationalgalerie, Berlin, 20.11.2014 – 12.4.2015

Gottfried Lindauer passt nur scheinbar ins Bild des Künstlers als Ethnograf, der das exotische Leben, das Fremde und Wilde in den Kolonien der Europäer malerisch, zeichnerisch und literarisch, seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch fotografisch dokumentiert hat, und dessen realistisch-ästhetischer Blick sich ideell unterschied von den Interessen der Militärs, Händler und Missionare. Lindauer hat den Maori nichts weggenommen, sondern etwas gegeben, auf das sie bis heute stolz sind, nämlich das ideale Menschenbild ihrer Kultur.

Lindauer wanderte 1874 nach Neuseeland aus und arbeitete, wie er es in Wien und Pilsen gelernt hatte, als Porträtmaler. Dank der seit den 1850er Jahren sich weltweit verbreitenden Fotografie war Landauer rasch erfolgreich. Er warb in Zeitungen um Aufträge, stellte seine schönen, stattlichen, sorgfältig gemalten Bilder in Schaufenstern aus, verkaufte gut und schuf so Hunderte von Portraits einheimischer Maori und europäischer Kolonisten. Für die meisten Bilder waren kleine Fotografien die Vorlage, die die Leute als Visitenkarten benutzten und die beliebte Sammelobjekte in Familien- und sogenannten Kolonialalben waren.

1901 stellte Henry Partridge, damals Neuseelands größter Tabakhändler und Lindauers Förderer, in seiner Galerie in Auckland zum ersten Mal etwa 40 Portraits öffentlich aus. Die noch lebenden Dargestellten selbst und ihre Verwandten waren begeistert, kommentierten im Besucherbuch die Portraits enthusiastisch, ergänzten sie mit Geschichten und nahmen sie auf als Teil ihrer Tradition. Es klingt so, als ob Lindauers Portraits schon damals willkommener Widerstand waren gegen die kolonialistische Bilderflut der Fotos und Vervielfältigungen.

In dem Episodenfilm „Behind the Brush“…



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