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Ausstellungen: Göttingen · von Matthias Groll · S. 364 - 364
Ausstellungen: Göttingen , 1999

Matthias Groll
Ins Universum der visuellen Schnittstellen

Andreas Müller-Pohle: »Interfaces. Foto + Video 1977 – 1999«
Altes Rathaus, Göttingen, 26.3. – 2.5.1999

Während der Fotograf mit dem Klick auf den Auslöser das Sichtbare inszeniert, erzeugt der Computerkünstler das Visualisierbare durch das Klicken auf die Tastatur. Der Künstler Andreas Müller-Pohle praktiziert beides, und er analysiert die beiden Vorgehensweisen gleichermaßen. Seine Werkschau “Interface. Foto + Video 1977 – 1999” im Alten Rathaus zu Göttingen widmet sich den Aufbereitungsprozessen des Darstellbaren durch die technischen Schnittstellen.

“Face Codes”, seine neueste Serie (1998-1999), zeigt die in Kyoto und Tokio entstandenen Portraits junger Menschen nach digitalem Lifting. Die Augen- und Mundpartien sind in der Horizontalen einander angeglichen und in die Rhythmik des Digitalen synchronisiert. Als “Blutspur” der Digitalverarbeitung – der über die Gesichter rasende Scanner ist noch erahnbar – blieben nicht nur die in japanische Zeichen übersetzten Codierungen, die “Zauberformeln” als Fußnoten erhalten, die zwischen den Fotografien erzeugte Dynamik selbst bezeugt die Steigerung der visuellen Realität durch Schnittstellenmanipulation: Die technisierten Portraits konfrontieren das Stereotype mit dem Individuellen. Die Technik selbst blickt durchs Bild.

Die Schnittstellen verwandeln die Originale in neue Aggregatzustände. Um deren Funktionalität zu zeigen, digitalisierte Müller-Pohle die älteste erhaltene Fotografie “Blick aus dem Arbeitszimmer” von Nicéphore Niépce aus dem Jahre 1826. Er übersetzte die in sieben Millionen Bytes verschlossenen Informationen des Bildes in alphanumerische Zeichen und verteilte sie auf acht Quadrate. Die “Digitalen Partituren” (1996-1998) sind ein ästhetisches Wirrwarr an Zahlen und Zeichen, das nur Computer zu lesen vermögen. Das Fotografische ist in eine Kryptographie zersetzt, die nichts…



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