Johanna Hofleitner
Jon Kessler’s Asia
Neue Galerie Graz, 17.6. – 15.8.1994
Seit 1983 ist “Asia” ein wiederkehrendes Thema in Jon Kesslers Arbeit. An die zwanzig Skulpturen und Objektinstallationen sind dazu bisher entstanden – das entspricht etwa einem Drittel seines Ouvres. Zehn dieser Arbeiten präsentierte die Grazer Neue Galerie in einer vom Künstler selbst inszenierten Hängung.
Wäre der Globus ein Fernsehapparat: Jon Kessler zappte zwischen Kulturen und Kontinenten – und würde sich zwischendurch immer wieder Bilder aus Fernost holen, bis sich aus unzähligen Fragmenten ein Panorama der Sehnsüchte zusammensetzte. In Lichtschachteln, Miniaturbühnen, Spielzeugautomaten, kinetischen Objekten und Maschinen spiegelt Kessler Fernweh und dergleichen Sehnsüchte sowie deren ökonomische Befriedigung durch Kolonialismus respektive Tourismus. Aus heterogenen Versatzstücken der Konsumgesellschaft und ihren Klischeebildern von östlichen Kulturen errichtet der 1957 geborene New Yorker Künstler maschinenhafte kleine Universen. Eingebaute Motoren, Musik-Chips, auf den Kopf gestellte Monitore, Lichtquellen, Bewegungsdetektoren, die – sobald sich ein Betrachter nähert – die Maschinen in Gang setzen, erwecken seine kinetischen Objekte zu postmodernem Leben.
Doch nur mehr in Resten finden sich in diesen “Asia”-Arbeiten Japonismus, Chinoiserie und die Faszination durch Philosophie, Religion, Kunst und Kunsthandwerk des alten chinesischen und japanischen Kulturerbes. Vielmehr sind es die Künstlichkeit und simulierte Wirklichkeit der Gegenwart, wie sie in der westlichen Welt als Exportgüter fernöstlicher Elektronik-Industrie, in Supermärkten, Sushi-Bars, Teehäusern oder China-Restaurants ihren Niederschlag finden. In “fröhlichem Anarchismus” (Peter Weibel) fügt Kessler Bambus, Plastikblumen, Teebesen, Wok, Buddha-Figuren, Mao-Bilder, Ikebana, Bonsais zusammen mit banalen Fundstücken der Wegwerfgesellschaft zu einer Bühne der Grenzüberschreitung. Ebenso skurrile wie poetische Bilderwelten sind das Ergebnis. Jeglicher Nostalgie bar…