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Titel: Konflikte · von Oliver Zybok · S. 38 - 69
Titel: Konflikte , 2014

Konflikte

von Oliver Zybok

I. Konfliktdimensionen und Moral

Nach Ansicht des Soziologen Ralf Dahrendorf (1929–2009) kennzeichnet einen Konflikt »jede Beziehung von Elementen, […] die sich durch objektive (›latente‹) oder subjektive (›manifeste‹) Gegensätzlichkeit kennzeichnen läßt«.1 Er verweist darauf, dass sich ein Konflikt lediglich auf die Beziehung zwischen zwei Parteien beziehen kann. »Wo mehrere ›Parteien‹ an ihm beteiligt sind, schaffen ›Koalitionen‹ den Konflikt als solchen zwischen zwei Elementen, das heißt, die Elemente gegebener Konflikte können in sich selbst durchaus vielgestaltig sein.«2 Dahrendorf zufolge können Konflikte sehr unterschiedlich verlaufen. »Für die Klassifikation von Konfliktverläufen konstruiert [Dahrendorf] so genannte ›Konfliktdimensionen‹, in welchen Konflikte variieren können«, schreibt der Soziologe Ansgar Thiel (geb. 1963). »Von diesen sind vor allem zwei von Bedeutung: die Intensität, die er an den mit einer Niederlage im Konflikt verbundenen Kosten für die Beteiligten festmacht und die Gewaltsamkeit.«3 Dahrendorf formuliert in diesem Zusammenhang: »Konflikte können mehr oder weniger intensiv und […] mehr oder weniger gewaltsam sein. Die Unterscheidung der beiden Dimensionen impliziert die Annahme, daß diese unabhängig voneinander variieren: Nicht jeder gewaltsame Konflikt ist notwendig intensiv, und umgekehrt.«4 Die Eskalation eines schwelenden Konflikts kann für die Streitparteien von Vorteil sein, denn die Fakten werden dann unmissverständlich gegenübergestellt und es müssen Lösungen gefunden werden. Falls sich diese Suche schwierig gestaltet, sind die Folgen für die weitere Eskalation nicht mehr kalkulierbar, sei es auf persönlicher, wirtschaftlicher oder politischer Ebene. Doch was sind Konflikte? Es vergeht kein Tag, an dem Zeitungen oder Weblogs nicht von Konflikten berichten. »So findet man den Konfliktbegriff in Bezug auf Auseinandersetzungen zwischen Nationen,…

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