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Ausstellungen: Salzburg · von Christian Kravagna · S. 422 - 422
Ausstellungen: Salzburg , 1995

Christian Kravagna
Lois Renner

Salzburger Kunstverein, 14.2. – 9.4.1995

Als Brian O’Doherty den modernen Galerieraum und seine symbolischen Ebenen analysierte, da sprach er von dem “Bild eines weißen, idealen Raumes, das mehr als jedes einzelne Gemälde als das archetypische Bild der Kunst des 20. Jahrhunderts gelten darf”. Natürlich hatte er damit recht, aber es war eben doch nicht alles. O’Doherty beschäftigte sich gewissermaßen nur mit dem offiziellen Porträt dieser Kunstepoche, ließ jedoch das unter dem Tisch gehandelte, aber ebenso signifikante Gegenstück außer acht – den Atelierraum. Wenn der coole, neutralisierende White Cube die Kunst im Sonntagsanzug zeigt, gereinigt von den Spuren der Arbeit, dann steht das Atelier dazu in einem Verhältnis der Kompensation. Der Blick ins Atelier zeigt die Kunst nackt, “dort wo sie noch bei sich selbst ist”. Das intensivere Begehren richtet sich bekanntlich auf das Nackte. Dafür wird es aber auch der kulturellen Oberfläche entzogen und im Verborgenen gehalten. Der quasi-sakralen Überhöhung des Kunstwerks im weißen Galerieraum (Kathedrale) steht also beim Atelier der illegitime Voyeurismus (Peep Show) gegenüber.

Im Gegensatz zu einer ganzen Reihe von Künstlern (von Asher bis Zobernig), die seit den frühen siebziger Jahren den White Cube thematisierten, zählt Lois Renner zu den wenigen, die sich mit dessen vernachlässigtem, an der Mythenproduktion der künstlerischen Moderne aber gleichermaßen beteiligten Gegenstück befassen. Seine im Hauptraum des Kunstvereins gezeigten Großfotos (180 x 225 cm) sind als Dokumentation einer Studiopraxis zu verstehen, welche selbst wesentlich auf ihre Dokumentierbarkeit ausgerichtet ist. In Analogie zum installation shot lassen sich diese Fotos als studio shots bezeichnen,…


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von Christian Kravagna

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