Ursula Maria Probst
Maria Lassnig
»Ich empfinde, also bin ich«
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 26.3 – 6.6.1999
Musée des Beaux Arts und FRAC des Pays de la Loire, Nantes, 6.7. – 27.9.1999
Die Gemälderetrospektive von Maria Lassnig im Wiener Museum Moderner Kunst anläßlich ihres 80. Geburtstages beleuchtet besonders die aktuellen Entwicklungen im eigenwilligen Werk der ‚Grande Dame der österreichischen Kunst‘, ohne dabei den Blick in eine von radikalem Subjektivismus geprägte künstlerische Vergangenheit zu scheuen. Die Ausstellung vermittelt einen fundierten Überblick über das gesamte Ouvre der Künstlerin.
Ein Selbstporträt von 1944 als Relikt einer Kunst, die sich noch völlig auf das Spiegelbild als Reflexion der äußeren Realität einläßt, bildet den Beginn der Ausstellung. Lassnigs Bildgestaltung und Farbgebung befindet sich in dieser Werkphase noch deutlich unter dem Einfluß ihres Lehrers Herbert Boeckl. Ein Parisaufenthalt 1951 und der Besuch der Ausstellung ‚Vehémences confrontés‘, in der Werke der amerikanischen Abstrakten Expressionisten und der Pariser informellen Kunst präsentiert werden, bewirken nach einer kubistischen und surrealistischen Phase eine Abkehr vom äußeren Erscheinungsbild. Ein Werk aus der Serie Informel von 1951 zeigt eine Linienführung, die weniger eine malende Gebärdensprache, Kalligraphie oder Aktion visualisiert als vielmehr amorphe Rhythmen, die über das Informelle hinausgehen. In der anschließenden tachistisch-tektonischen Phase entstehen Selbstporträts – Kopfheiten, die verdeutlichen, daß sich Maria Lassnig von der retinalen Wahrnehmung des Selbst entfernt und der haptischen Perzeption eigener körperlicher Zustände zugewandt hat. „Der Rhythmus des Malens soll sein wie Atemstöße, wenn uns das Leben würgt“, ringt Lassnig in ihrem Werk um existentiellen Ausdruck und scheut vor keiner gelebten…