Messen & Märkte: Kommentar
Auf Messers Schneide
Eine Halbjahresbilanz internationaler Kunstmessen
von Sebastian C. Strenger
Längst ist Corona vergessen, nun muss sich der Markt auf neue Widrigkeiten einstellen. Die allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Unsicherheit fordert ihren Tribut. Die vergangene Auktionssaison war weltweit rückläufig, und die Verkäufe auf Kunstmessen von New York bis Hongkong verteilen sich ungleich. Schon bald könnte alles ins Stocken geraten.
Denn hohe Zinssätze sowie Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten setzen dem Markt durch weniger Dringlichkeit im Kaufverhalten zu. Unser Autor Sebastian C. Strenger ist jährlich rund um den Erdball auf den bedeutenden Kunstmessen unterwegs und hat in einer Halbjahresbilanz analysiert, welchen Märkten mit welchen politischen Einflussgrößen die Zukunft gehört und warum es heute mehr denn je für Händler*innen und Sammler*innen gleichermaßen auf die Messeformate ankommt.
Asien wird zögerlich der Motor stottert
Erstmals nach vier Jahren Pause, respektive vergangenes Jahr mit 40 Prozent weniger Galerien, versuchte die seit 2013 bestehende Kunstmesse Art Basel Hong Kong (28.–30.03.2024) mit 243 Galerien aus 40 Ländern ihr Comeback. Damit nahm sie ihre Größe wie vor der Covid-Pandemie wieder ein. Zwar musste die Messe auf zahlreiche Blockbuster-Galerien wie etwa Marian Goodman oder Sean Kelly verzichten, jedoch füllten diese Lücke traditionsreiche Galerien wie Sprüth Magers oder Lisson. 38 Teilnehmer*innen reisten aus dem deutschsprachigen Raum, im Hauptfeld aus Berlin an. Insgesamt lieferten diese ein Programm internationaler Kunst von Gerhard Richter bis Yayoi Kusama, während asiatische Galerien neben Stars wie Mulyana, Chun Kwang Young, Mu Boyan, Lee Wen und Yue Minjun auch Werke von Nankoku Hidai zeigten, einem der…