Jason Dodge
No Ideas but in Things
Ein Gespräch von Michael Stoeber
Jason Dodge liebt die Porträts des Fotokünstlers August Sander. Vor allem den „Zauberer“. Ein unauffällig gekleideter, zarter Mann mit einem Koffer in der Hand, der alle Wunder enthält, die er auf der Bühne zeigt. Er ist ein Reisender, der uns das Staunen lehrt. Man könnte ihn für eine Identifikationsfigur des amerikanischen Künstlers halten, der 1969 in den USA geboren wurde und heute in Berlin lebt und arbeitet. Auch Dodge ist ein großer Verwandler. Er zeigt uns das Alltägliche und Banale, das unter seiner Hand wunderbare und rätselhafte Züge gewinnt. Seine schmetterlingsleichten, lakonischen Werke werden zur Initialzündung für die Vorstellungs- und Denkkraft des Betrachters, der die in ihnen angelegten Geschichten und Dramen weiter ausspinnt. Als Bildhauer arbeitet Dodge analytisch. So lässt er alle Lichtquellen aus einem Haus entfernen. In der Ausstellung sind sie dann wie in einem Archiv versammelt, während das Bild des dunklen Hauses Erinnerungen an Schauergeschichten in uns wach ruft. Die Rubine im Inneren einer toten Eule wecken ambivalente Gefühle von Glamour und Vanitas. Die kupfernen Gestänge einer frei liegenden Wasserleitung führen den Gedankenstrom des Betrachters zum Trinken wie zum Ertrinken, zu Tod und Leben. Auch sein vergoldeter Blitzableiter, obwohl nach Norden ausgerichtet, weist in viele Richtungen zugleich. Nicht anders als der Diamant, dessen Facetten sich im Spiegel weiter vervielfältigen. Er ist ein Emblem für den Reichtum an Sinndimensionen in den so präzisen wie poetischen Werke von Jason Dodge.
Michael Stoeber: Ich möchte Sie zuerst danach fragen, wie Sie zum…