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Ausstellungen: Hamburg · S. 312 - 312
Ausstellungen: Hamburg , 1990

Marius Babias
Piotr Nathan

Galerie Dörrie Priess, 3.2. – 10.3.90

Das Ölbild, von appetitanregender Watte umrahmt, tafelt einen “Vargabeles-Topfennudelauflauf” auf (Nathan buk ihn am Eröffnungsabend) und läßt dem Betrachter förmlich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Farbauftrag und Farbauswahl spiegeln dieses Kalkül bis ins Detail wider. Kunst als Köstlichkeit, Praline.

Um unsere Sinne zu wecken und in ihrer Schulung und Schärfung Sinnlichkeit einzufangen, lagert Piotr Nathan die Wahrnehmung in das Objekt der Betrachtung hinein. Ein Entzug der daraus resultierenden Suggestion ist sinnesmodal kaum, lediglich reflexiv möglich. Um es salopp zu formulieren: Dem Betrachter laufen die Augen über, denn eine Spur zu kräftig, zu pur leuchten die Farbpigmente, als daß man sich ihnen entziehen könnte. Der Übertritt der konventionellen Seherfahrung, die sich in einer farbig funktionalen Umwelt kaum umfassend und intensiv ausbilden kann, erklärt nicht hinreichend den Umstand, daß die Augenstrapaze beim Betrachten der mehrteiligen Fotoarbeit “The cutting from the prairie” als durchweg angenehm empfunden wird. Mit Öl und Pigment behandeltes Papier dient als Passepartout für eine in der Form eines Autoseitenfensters ausgeschnittene Fotografie, die jeweils einen Autofahrer auf dem Highway erfaßt. Jedes Tableau fängt ein Moment bindungsloser Sympathie des Fotografen mit seinem Modell in der Face-to-face-Situation ein, wobei die Kombination aus intensiver Papierfärbung und Ausschnitt der Fotografie (nähere Kenntnisse über die flüchtige Begegnung verweigernd) das auf doppelbödige Effekte hin ausgerichtete ästhetische Gespür des Künstlers dokumentiert. Es schlägt sich formal im Werk und metaphorisch in Titeln wie “Eins von über 100 Geheimnissen” nieder.

Drei Autofensterscheiben wurden mit Gardinenmustern sandbestrahlt, stark erhitzt, bis sie sich verbogen, und…


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