Mannheim
Sarah Lucas
Sense of Human
Kunsthalle 07.06.– 20.10.2024
von Carmela Thiele
Was früher ein Aufreger war, erscheint 25 Jahre später in einem weniger grellen Licht. Als die Britin Sarah Lucas 1999 in Berlin ausstellte, war das Medienecho groß. „Sex rules UK“ titelte die taz, „Nur echt mit Zigarette“ die FAZ und das Stadtmagazin Zitty unverblümt „Wenn Männer wichsen“. Bekannt geworden mit den „Young British Artists“ setzte die Künstlerin damals auf krasse Bilder voller Anspielungen auf männliche Dominanz. Wer ihre Werkschau in der Mannheimer Kunsthalle besucht, entdeckt die Bandbreite ihrer Ausdrucksformen, den bis heute subversiven Witz ihrer absurden Gesten.
Sarah Lucas gehört zu den führenden Künstler*innen Großbritanniens. Im vergangenen Jahr widmete ihr die Tate Britain in London eine große Schau, 2015 repräsentierte sie das Land auf der Biennale von Venedig. Ihr Werk wird von führenden Galerien wie Sadie Coles (London), Barbara Gladstone (New York) und CFA Contemporary Fine Arts (Berlin) vertreten.
Die Kuratorin Luisa Heese spricht von „einer der spannendsten Positionen der Skulptur der Gegenwart“. Die Ausstellung handele vom Menschen, von Normen, von Zuschreibungen, von „Maskulinitäten als soziale Konstruktion“. Die Künstlerin selbst macht weit weniger Aufhebens um ihre Person. Sie lebt heute auf dem Land in Suffolk und sinnierte kürzlich in einem Gespräch mit der britischen Tageszeitung Guardian über kostenlose Busfahrten, die ihr seit ihrem 60. Geburtstag zu teil würden.
Die schmale, mit leiser Stimme sprechende Künstlerin hat ihren Biss nicht verloren. Auch wenn sie selbst mit Distanz auf ihre frühen Werke blickt. Ikonisch wurde eine ihrer fotografischen Selbstporträts von 1996, die als Postkarte eine immense…