Moderne, reloaded: Interviews mit Künstlern
Shannon Bool
Der Körper als zentraler Schauplatz der Bilder
Shannon Bool (geb. 1972 in Canada) erforscht in ihren Werken Gemeinsamkeiten zwischen modernen und rituellen Praktiken, darunter ethnologisch und psychoanalytisch geprägte Repräsentationsweisen von Frauenbildern im 20. Jahrhundert. In ihren Malereien, Wandteppichen, Collagen, Fotogrammen und Objekten befragt sie die Traditionszusammenhänge in der Auseinandersetzung mit außereuropäischen Objekten. Und sie verwebt sie mit ebenso vielfältigen Ausprägungen ritualisierter, von Konsum- und Werbewelt geprägten Fetischisierungen in der gegenwärtigen Bildkultur. Nach einem Studium der Englischen Literatur studierte die heute in Berlin ansässige Künstlerin zunächst Art and Design in Vancouver und wechselte 2001 – 2005 an die Städelschule in Frankfurt. Ihre Arbeiten wurden seither international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert.
Sabine Maria Schmidt: Zunächst möchte ich mich auf eine aktuelle Arbeit von dir beziehen, die u.a. auf der Art Cologne 2017 zu sehen war und die du in verschiedenen Konstellationen ausgestellt hast, wie in der Installation im Frankfurter Dom 2017. Sie heißt The Five Wives of Lajos Biró und hat für mich den Charakter eines zusammenfassenden Schlüsselwerkes in deiner bisherigen Arbeit. Sie befasst sich zwar auf verschiedenen Ebenen, doch zugleich ganz direkt mit unterschiedlichen Bildkonzepten der Moderne und verknüpft sie mit gegenwärtigen Sichtweisen. Man erkennt sofort Picasso und Max Ernst und doch ist alles anders.
Shannon Bool: Die Tapisserie ist 2016 entstanden und geht zurück auf verschiedene Quellen. Ausgangspunkt waren dokumentarische Fotografien des „Pavillion de l’Élégance“ der Weltausstellung des Kunstgewerbes und des Industriedesigns 1925 in Paris,…