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Titel: Das Gartenarchiv · von Thomas Macho · S. 188 - 189
Titel: Das Gartenarchiv , 1999

Sonja Meller

Der naheliegendste Apfel in einer Kirche ist der Apfel, der angeblich – zumindest sind sich da die Maler seit vielen Jahrhunderten darin einig – auf dem Baum des Paradieses gewachsen sein soll. Bezeichnenderweise nicht auf dem Baum des Lebens, sondern auf dem Baum des Wissens. Auf dem Baum des Wissens, auf dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ist der Apfel gewachsen, wie ihn Eva auf Anraten der Schlange ihrem Adam zu Genusse reichte. Man muß dazu sagen, daß die Entscheidung für den Apfel spät gefallen ist, nicht von Anfang an. In bezug auf die alten Traditionen gibt es allerlei Spekulationen darüber, was das wirklich für ein Baum gewesen sein soll, der im Paradies stand. Und daß es ein Apfelbaum gewesen sein soll, ist erst einer späteren, sozusagen ikonischen Tradition vorbehalten gewesen.

Wissen Sie, was die ersten Entscheidungen jetzt baumtypologisch in bezug auf die Paradieses-Erzählungen waren? Eine der frühesten Entscheidungen war, es muß ein Feigenbaum gewesen sein. Das stimmt mit der Region zusammen. Es stimmt auch mit der Symbolik zusammen: bekanntlich haben sich Adam und Eva kurz nach dem Genuß der Früchte erkannt, wie das in der Bibel so schön heißt. Es stimmt aber auch damit zusammen, wie früh die Kommentatoren festgestellt haben, daß Adam und Eva einander mit Feigenblättern Schurze geflochten haben, und woher hätten sie denn die Feigenblätter nehmen sollen, wenn nicht von einem Feigenbaum.

Gelegentlich hat man auch darüber gesprochen, es könnte ein Zitrusbaum gewesen sein. An den Stellen des Genesiskommentars, an denen der Paradiesbaum vielleicht ein…

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