Reinhard Ermen
SUPERVISION
Räume für neue Kunst – Rolf Hengesbach, Wuppertal,12.9. – 23.10.1993
Der Titel ist zweideutig. In einem schlichten, naiven Sinne meint er Überblick; aber SUPERVISION heißt auch Kontrolle; in der Psychotherapie ist das die Kontrolle, der sich der Therapeut in einer institutionalisierten Gruppe regelmäßig unterzieht, um die Objektivität der eigenen Arbeit zu gewährleisten. Zusammen mit Rolf Hengesbach, dem Galeristen, der über ausgesprochen schöne Räume verfügt, ist der Kölner Günter Umberg Kurator dieser Ausstellung. Ort der Supervisionen des Malers Umberg war von 1982 bis 1988 sein “Raum für Malerei”, der in diesen Jahren eines der wichtigsten Foren zum gegebenen Thema war, nicht nur in Köln. Der “Raum für Malerei” wurde niemals offiziell geschlossen; möglich wäre, daß dessen Perspektiven, hier nach fünfjähriger Pause, unter anderen Vorzeichen weitergedacht werden, wobei Umberg als Gast von Hengesbach sich diesmal auch selber ausstellen kann. Kontrolle: Der Maler überprüft im Überblick, wo er steht. Kunsthistorische Kategorien, Objektivität, der Vollständigkeitswahn können ihn nicht zwingen. Der Maler als Kurator ist unabhängig.
Umberg hat einen Diskurs über Malerei im Sinn, der sich über die unmittelbaren Nachbarschaften hinweg im Grundsätzlichen einfindet. So zeigt Umberg sich im rechten Winkel zu einem jener lapidaren Großformate von Olivier Mosset (U2, 1989, Acryl auf Leinwand 200 x 450 cm). Das wäre auch ein Stück Biographie; die Nähe zu Mosset hat er immer gesucht, aber der Diskurs ist schon im vollen Gange, denn Mosset ist durch ein konventionelles Bild repräsentiert. Umberg zeigt dagegen eine jener Arbeiten auf einem schweren sich nach hinten verjüngenden Holzkörper. Die nur wenig…