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Ausstellungen: Berlin · S. 339 - 340
Ausstellungen: Berlin , 1991

Marius Babias
Teil 1

»Albrecht Flieger, Gero Gries, Ivonne Jokl, Bettina Munk«
Galerie Wewerka & Weiss, Berlin, 20.10. – 23.11.1990

Berliner Galeristen verfallen mit Vorliebe in eine Leidenspose, wenn vom hiesigen Nachwuchs, von der Kunstkritik, den Sammlern und den Institutionen die Rede ist. Die jungen Künstler, heißt es, arbeiteten entweder zu angepaßt oder zu avanciert. Kunstkritik und Sammler seien praktisch nicht vorhanden, und die Institutionen führten ein autistisches Dasein fernab von den Erfordernissen zeitgenössischer Kunst.

Diese Vorbehalte, leider zu oft nur hinter vorgehaltener Hand geäußert, treffen unumschränkt zu auf jene bremsende Rolle, welche Kunstkritiker, Sammler, Kulturpolitiker, Museumsdirektoren und nicht zuletzt die Galerien selber zur Erhaltung des in Berlin tradierten figürlich oder abstrakt expressiven Kunstbegriffs übernehmen. Die Künstler sind in dieser Kette stets das schwache Glied. Arbeiten sie angepaßt, oftmals, um schlicht zu überleben, erlangen sie zwar bedingt Erfolge, die aber über den Berliner Standard hinaus nicht steigerungsfähig sind. Früher oder später katapultiert man sich ins Abseits. Arbeiten sie hingegen primär an den ästhetischen Bedingungen ihres eigenen Tuns, um sie erst in einem sekundären Akt zu formalisieren, verscherzen sie sich von vornherein Ausstellungsmöglichkeiten in den Institutionen, denn diese fordern und fördern die hausgemachte Kontinuität. Besonders die Kunsthalle und die Berlinische Galerie haben ihren öffentlichen Auftrag zum Freizeitsport pervertiert. In der Nachfolge der Concept-art stehende Strömungen werden sozusagen kriminalisiert.

Vertreter dieser kriminellen Kunst sind nun in der Galerie Wewerka & Weiss zu sehen, massiert und über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg, so daß man den drei aufeinanderfolgenden Ausstellungen mit dem jeweiligen Titel “1 2 3″…



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