Ausstellungen: Berlin · von Claudia Wahjudi
Ausstellungen: Berlin , 2009

Claudia Wahjudi
Thomas Kilpper

»State of Control«
Ehemaliges Ministerium für Staatssicherheit, Neuer Berliner Kunstverein, 20.6. – 26.7. 2009 und Galerie Olaf Stüber (bis 18.7.)

In den Zeitungsrezensionen zu Thomas Kilppers Berliner Intervention „State of Control“ taucht ebenso wie in den Publikumsführungen durch die Ausstellung eine Frage immer wieder auf: Geht das denn, darf man das – Täter und Opfer aus verschiedenen Zeiten und Staaten kommentarlos in ein und demselben Bild zusammenzubringen? Nationalsozialisten, Stasi-Funktionäre, RAF-Mitglieder, demokratisch gewählte Politiker und Widerstandskämpfer? Die Gesichter von Reinhard Heydrich, Erich Mielke, Ulrike Meinhof, Wolfgang Schäuble und Olga Benario, kombiniert mit Ansichten von Gefängnissen in der DDR oder von der Bundeswehr in Afghanistan? Die Frage stellt sich den Zweifelnden um so dringlicher, da Thomas Kilpper die Bilder im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) in Berlin-Lichtenberg zusammengebracht hat, im Gebäude gegenüber der Gedenkstätte, auf dem 800 Quadratmeter großen Boden der Kantine des MfS. Rund vier Monate harter körperlicher Arbeit waren das, viele Assistenten halfen. Hat sich da ein Künstler womöglich verrannt?

Er habe die Bilder nebeneinander gestellt, nicht die Abgebildeten gleich gesetzt, sagt Kilpper, seine Arbeit sei eine Aufforderung zu differenzieren. Der 1956 geborene Künstler hat historische Fotos auf den Boden projiziert und Linie für Linie als Negativ in das Linoleum geschnitzt. Die Schnitte dienten dann als Druckstock. Mit großen Walzen trug Kilpper schwarze Farbe auf und reproduzierte die Motive auf Papier und auf Stoffbahnen, viele flaggengroß und einige wenige über 20 Meter lang. Letztere ließ er zu einem riesigen Transparent zusammennähen, das er an zwei Außenwänden des…



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