vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Freiburg/Heilbronn/Saarbrücken u.a. · von Sigrid Feeser · S. 382 - 383
Ausstellungen: Freiburg/Heilbronn/Saarbrücken u.a. , 1995

Sigrid Feeser
Tim Head

Kunstverein Freiburg, 27.1. – 19.3.1995
Kunstverein Heilbronn, 31.3. – 7.5.1995

Stadtgalerie Saarbrücken, 26.8. – 1.10.1995
Kunstverein Braunschweig, 13.10. – 26.11.1995

Tim Heads Arbeiten bezeichnen die Schnittstelle zwischen dem Erhabenen und dem Banalen. Anläßlich seiner Retrospektive in der Londoner Whitechapel Art Gallery 1992 hatte der 1946 geborene Engländer Decke und Wände eines schwarzgestrichenen, mit ultraviolettem Licht ausgeleuchteten Raumes mit fluoreszierenden Preisschildchen zum glitzernden Sternenhimmel ausgestaltet. “Made on Earth” visualisierte den zum kosmischen Ereignis hinaufstilisierten Eklat zwischen käuflicher Konsumwelt und der barocken Lust am schönen, die Sinne überwältigenden und befriedigenden Schein.

Auch in der in Freiburg als erster Station einer vier Kunstvereine berührenden Ausstellungstournee gezeigten Serie der “Thirteen Most Wanted” verwendet Tim Head gängige Warenaufkleber als Modelle. Dreizehn im Tintenstrahlverfahren bedruckte Leinwände im plakativen Großformat von 240 auf 197 Zentimeter, ohne Rahmen dicht an dicht an den Wänden befestigt, halten den Raum im Würgegriff. Eine Beunruhigung, die fast an Panik grenzt, erfaßt den Besucher. Symmetrische Formen, paarweise übereinandergelegt, liegen wie Schatten auf den Flächen. Trotz unmißverständlich klarer Umrisse wirken sie merkwürdig instabil. Wie von einer unwiderstehlichen Energie getrieben, scheinen sie sich ausdehnen und aufwölben zu wollen. Die Kraftquelle läßt sich weder fixieren noch benennen. Ebensogut könnten sich die wappen- oder schildähnlichen Gebilde zusammenziehen, konkav oder konvex krümmen, einen Raum öffnen oder ihn unvermittelt verschließen.

Tim Heads “Thirteen Most Wanted” beziehen sich auf Andy Warhols “Thirteen Most Wanted Men”, korrigieren das Pop-Vorbild aber dadurch, daß der Gegenstant der Darstellung ausgeblendet wird: Der Ort der Aufmerksamkeit bleibt unbesetzt. Der Betrachter, hilflos zwischen Empfindung von Vertrautheit…




Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei