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Ausstellungen: Berlin · von Peter Funken · S. 248 - 251
Ausstellungen: Berlin , 2017

Uncertain States

Künstlerisches Handeln in Ausnahmezuständen
Akademie der Künste 15.10.2016 – 15.01.2017
von Peter Funken

Diese Ausstellung passt in die Situation gegenwärtiger Desorientierung. Im Pressetext heißt es: „In Zeiten der Unsicherheit werden Kunst und Kultur zu Freiräumen der Transformation kultureller Differenz und politischer Konflikte. Das Schwerpunktprogramm UNCERTAIN STATES erschließt einen Raum des künstlerischen Widerstands gegen den Verlust von kulturellem Gedächtnis, gegen Gewalt und Xenophobie.“ Bis Mitte Januar 2017 finden neben der Ausstellung zahlreiche Veranstaltungen statt – Filme, Lesungen, Debatten und Aufführungen.

Die Ausstellung zeigt Werke von 32 internationalen KünstlerInnen; wie zu erwarten, gibt es viele Foto- und Videoarbeiten. Zuerst aber, im vorderen Ausstellungsbereich, stößt man unter der Überschrift „Kunst und Migration“ auf Dokumente von Flucht und Vertreibung in den Jahren 1933 – 1945. Um sich vor dem Nazi-Terror zu retten, beging Kurt Tucholsky Selbstmord, andere, so Brecht, Lilan Harvey, Bruno Taut, Valeska Gerts oder Paul Westheim erduldeten im Exil ein ungewisses Schicksal. Heinrich Mann vermerkt am 19.02.1933 im Taschenkalender „Konzert“, zwei Tage später unterstreicht er „abgereist“. Gerade durch Realobjekte wie diesen Kalender, Tucholskys nicht benutzen Revolver oder die Blechtasse Westheims wird die Tragödie der Flucht im Einzelschicksal emotional begreifbar. Ärgerlich, dass die Infotexte so schlecht lesbar sind, denn die von oben auf Glas projizierte Schrift wirft nach unten irritierende Schatten. In einer Vitrine liegen Pässe, zahllose Stempel und Vermerke belegen die Odyssee der Fliehenden; auch Walter Benjamins Pass, mit dem er 1933 nach Frankreich emigrierte, ist darunter. Der Dokumentarbereich zeigt an 21 Fluchtbiografien was es bedeutet, von den Landsleuten vertrieben zu…


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