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Biennalen: Düren · von Helga Meister · S. 419 - 420
Biennalen: Düren , 1996

Helga Meister
6. Internationale Biennale der Papierkunst

»Zufall und systematische Unordnung, dekonstruktivistische Tendenzen in Papier«
Leopold Hoesch-Museum, Düren, 29.9.1996 – 19.1.1997

Acht Jahre nach der legendären Ausstellung “Deconstructivist Architecture” im Museum of Modern Art in New York wagt es das Dürener Leopold-Hoesch-Museum, das Thema aufzugreifen und in Papier umzusetzen. Möglicherweise ist die jetzige Schau Höhepunkt und Abgesang eines Versuchs, die Sterilität des international Style aufzubrechen. In Zeiten, wo der kulturelle Normalisierungsprozeß längst eingesetzt hat, werden “Zufall und systematische Unordnung” (so der Untertitel) allzu oft als untauglich für eine herkömmliche Nutzung der Gebäude abgetan. Zaha Hadid etwa gewinnt mehr Wettbewerbe als Ausführungsaufträge.

Zwischen einer dekonstruktivistischen Projektplanung und der freien, funktionslosen Kunst gibt es keine Grenzen mehr. Dorothea Eimert, die Museumschefin in Düren, lud acht Avantgarde-Architekten und zwölf Bildende Künstler ein, darunter drei Stars der Decon-Szene, Zaha Hadid, Peter Eisenman und Daniel Libeskind.

Zaha Hadid erhielt noch während der Aufbauarbeiten ihrer fliegenden Architektur unter der gläsernen Kuppel des Leopold-Hoesch-Museums den ersten Preis im Wettbewerb für eine bewohnbare Brücke über die Londoner Themse. Das Thema wird in Düren vorbereitet. Weiße Papierbänder nehmen die stabilen Mauern des Museums als Brückenköpfe, um sich für den Sprung in den freien Raum abzustützen. Ein weißes Band wirbelt wie der Wind durch das mehrstöckige Foyer, mit wahrhaft papierener Leichtigkeit wird der sonst so statische Raum dynamisiert.

Viel unsensibler, lediglich theatralisch hantiert der Kölner Hartmut Gruhl vor der neobarocken Museumsfassade. Seine Konstruktion setzt sehr schwer und ungelenk auf dem Boden auf, bevor sie sich emporwuchtet.

Den Biennale-Preis trug Daniel Libeskind, dieser Wanderer zwischen Architektur, Philosophie,…



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