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Titel: Cool Club Cultures · von Chris Titterington · S. 192 - 199
Titel: Cool Club Cultures , 1996

David Byrne
»Mir sind, wie allen Amerikanern, meine kulturellen Wurzeln entrissen worden, das macht mich, wie alle Amerikaner, frei und verrückt«

Gespräch von Chris Titterington
Porträt von Paolo Bianchi

»Sogar jetzt, nach vielen Jahren, weiß ich immer noch nicht genau, was ich tue.«
David Byrne

Der amerikanische Sänger und Gitarrist David Byrne, inzwischen 42, gründete mit den Talking Heads eine Band, welche die intellektuellen Pop-Fans um 1980 sowohl mit Stichworten zu einer Pop-Lebensphilosophie belieferte als auch ihnen wieder das Tanzen beibrachte. Die exzentrisch-kantige Schrittfolge und der kunstvoll-entrückte Körperfaltenwurf von Byrne lieferten den ästhetischen Habitus und Stil zur Musik gleich mit. Byrne hat die Einzigartigkeit der Talking Heads bei einem Live-Auftritt im Jahre 1977 schon früh auf den Punkt gebracht: “The name of this song is ‘New Feeling’. And that’s where it is about.”

Phänomenologie

Wollte man eine “normative Ästhetik” für moderne Musik schreiben, so müßte man, wie Pop-Denker Diedrich Diederichsen 1979 bemerkte, auf die Platte “Fear of Music” der Talking Heads verweisen, denn sie bietet “die Musik, die man braucht … Musik der Zukunft: Avantgarde, aber tanzbar, intellektuell, aber eingängig”. Von den elf Titeln auf der Platte kommen sieben nur mit einem Wort aus: “Air”, “Animals”, “Cities”, “Drugs”, “Heaven”, “Mind” und “Paper” – wenn auch nur die halbe Welt, so doch fast das ganze Leben.

Diese Platte der Talking Heads faszinierte den Kritiker Diederichsen auch noch retrospektiv, so daß fast zehn Jahre später er zu einer pointierten Lobeshymne ansetzte: “Vergrübelt, kleinbürgerlich spinnert, ‘interessant’ und gute Rockmusik auf der Höhe der Zeit. Also extrem individualistisch und entschlossen im…



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