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Ausstellungen: Bordeaux · von Michael Hübl · S. 306 - 311
Ausstellungen: Bordeaux , 1991

Daniel Buren: »Arguments Topiques«

Capc Musée D`art Contemporain de Bordeaux
17.5. – 24.11.1991, im 2. Stockwerk, bis 27.10.1991

Von Michael Hübl

Ortsbeschreibung: Eine große zweischiffige Halle, basilikaartig, beleuchtet von Fenstern an den Stirnseiten und von je einem lateralen Lichtgaden. Der Entrepôt Lainé in Bordeaux diente früher dem Gewürzhandel als Lagerhaus. Seit er seiner einstigen Funktion entledigt ist und das CAPC (Centre d’Art Plastique Contemporain) beherbergt, scheint er sakrale Qualitäten angenommen zu haben. Wenn der Himmel bedeckt und der Lichteinfall entsprechend gedämpft ist, wird die gleichsam heilige Stimmung noch gesteigert. Zumal die Kreuzgewölbe über der umlaufenden Empore von antikischen Kandelabern angestrahlt werden: Ihr orange-gelber Widerschein unterstreicht den Eindruck klassischer Monumentalität. Hier, in diesen atmosphärisch aufgeladenen Räumlichkeiten, erhielt Daniel Buren Gelegenheit, seine Vorstellung von Kunst in situ umzusetzen.

Er war damit von einem Problem betroffen, das sich nicht auf nostalgisch umflorte Anlagen beschränkt: Der architektonische und atmosphärische Kontext haftet an der Kunst, umklammert sie. Im schlimmsten Fall würgt er sie ab. Dann dient die Arbeit des Künstlers nur noch als Alibi, genauer: als falsche Fährte, denn was vor allem zählt, ist das Drumherum. Sei es das postindustrielle Feeling einer abgewrackten Fabrikanlage, in der es noch nach Rost, Staub und Fließband riecht, oder sei es das aufgefrischte Flair eines historischen Zweckbaus, dessen handwerkliche Solidität wie eine Anklage gegen Rigips-Schischi oder Preßplattenplunder wirkt und die Frage nach der einstigen Funktion – Zuchthaus oder Markthalle – ebenso als Nebensächlichkeit verdrängt wie die Kunst, die dort ausgestellt wird. Dritter Fall: die neuen Museen, hinter denen man nicht selten einen verspäteten…


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