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Titel: Fluxus - ein Nachruf zu Lebzeiten · von Ken Friedman · S. 188 - 196
Titel: Fluxus - ein Nachruf zu Lebzeiten , 1991

Ken Friedman
Wer ist Fluxus?

1. Diagramme und Listen

Einer Geschichtsversion zufolge mußte man einer der sieben oder acht Leute gewesen sein, die 1962 mit einer ganz bestimmten Konzertreihe in Europa auf Tournee waren, um Teil des echten Fluxus zu sein. 1963 und 1964 entschied George Maciunas, daß einige dieser Leute ideologisch nicht einwandfrei wären. Er nahm neue Künstler in Fluxus auf und warf einige der Gründer hinaus. Dick Higgins, Alison Knowles, Nam June Paik und Emmett Williams gehörten zu den Künstlern, die er ausschloß.

Maciunas wurde nicht zum Oberhaupt von Fluxus gewählt. Er erfand einfach für sich selbst eine Führerrolle, die von allen anerkannt wurde. In gewisser Hinsicht entstand Fluxus durch einen breiten, fruchtbaren Dialog unter einer Gruppe von Leuten, die fließende Grenzen hatte. In anderer Hinsicht war Maciunas so erfolgreich mit der Erfindung eines Images für den Anfang von Fluxus, daß es manchmal scheint, als hätte er Fluxus selbst erfunden. Trotzdem: Niemand stattete ihn mit der Autorität aus, andere von Fluxus auszuschließen. Seine “Säuberungen” und Ausschlüsse waren für die Gruppe ein Standardwitz. Der Wert der Mitgliedschafts-Deklarationen von Maciunas liegt darin, daß sie erkennen lassen, wie die Künstler zueinander standen, und daß Maciunas Haltung alles, was unter dem Begriff Fluxus passierte, bedeutend beeinflußte.

Offiziell widerrief Maciunas seine Ausschlüsse nie. Später erklärte er, daß Paik zu 100 Prozent Fluxus sei. Verschiedene Dokumente und Veröffentlichungen machen deutlich, daß die anderen für ihn trotzdem zu Fluxus gehörten.

Diese erste Runde von Aufnahmen und Ausschlüssen wurde in Rundschreiben und Manifesten festgehalten, die Maciunas 1964 und 1965 herausgab; darunter…


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