Jutta Schenk-Sorge
John Baldessari
Whitney Museum of American Art, New York, 10.7. – 13.10.1991
Musée d’Art Contemporain de Montréal, 21.11.1991 – 18.2.1992
Vor 20 Jahren veranstaltete John Baldessari zusammen mit Studenten eine Aktion unter dem programmatischen Titel: “I will not make any more boring art.” Baldessaris Schüler, auch spätere, müssen diesen Satz verinnerlicht haben, denn erstaunlich viele von ihnen avancierten im New York der 80er Jahre zu Kunststars, etwa David Salle, Eric Fischl, Cindy Sherman, Barbara Kruger oder Mike Kelley. Der Meister im fernen Kalifornien blieb dagegen im Schatten. Erst nach langem Zögern, da Baldessaris “intellektuelle” Kunst nicht recht an die sinnenfrohe Westküste paßte, organisierte das Museum of Contemporary Art in Los Angeles schließlich doch eine umfassende Retrospektive, die nun in New York zu sehen ist. Und auch Baldessaris Arbeiten, beginnend ab 1967, da er alle vorausgehenden zerstörte, wirken alles andere als langweilig. Allerdings erweist sich der heute 60jährige, im Vergleich zu seinen Erfolgskindern, doch als Künstler einer anderen Generation. Sein Werk greift weiter aus, wirkt experimentierfreudiger, spielerischer und zugleich gelassener. Seine Arbeiten der letzten Jahrzehnte auf eine chrono-“logische” Entwicklungslinie zu bringen, widerspricht dem Wesen dieses Meisters der Mehrdeutigkeit, der mit Bedacht in Serien arbeitet, da sie eine Vielzahl von Lösungen auffächern, jede Festlegung unterlaufen. Trotzdem vermittelt die Ausstellung den Eindruck eines organisch gewachsenen Ganzen. In den 60er Jahren greift Baldessari die Bildwelt der Pop-art auf und bestimmt Fotomaterial zu seinem Arbeitsinstrument. Mit dem erklärten Ziel, noch “kunstloser” als Rauschenberg und Warhol zu sein, nimmt er ästhetische Konventionen auseinander, untersucht mit Ironie…