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Ausstellungen: Stuttgart/Düsseldorf/Paris · von Stephan Berg · S. 320 - 321
Ausstellungen: Stuttgart/Düsseldorf/Paris , 1991

Stephan Berg
Max Ernst

»Retrospektive zum 100. Geburtstag«
Staatsgalerie Stuttgart, 18.5. – 4.8.1991

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 24.8. – 3.11.1991
Centre Georges Pompidou, Paris, 28.11.1991 – 27.1.1992

Ein Maler mag wissen, was er nicht will. Doch wehe!, wenn er wissen will, was er will! Ein Maler ist verloren, wenn er sich findet.” In knapper, pointierter Form verdeutlicht diese Äußerung Max Ernsts das künstlerische Credo eines Mannes, der es als sein einziges Verdienst bezeichnet, sich ein Leben lang nicht gefunden zu haben. Mit Ausnahme des Ouvres von Picasso gibt es in der Kunst dieses Jahrhunderts, zu dessen herausragenden Figuren Max Ernst uneingeschränkt zu zählen ist, kein zweites Werk, das sich so hartnäckig gegen kausal nachvollziehbare Erklärungen gesträubt und so vehement mit schroffen Abbrüchen und hakenschlagenden Verweigerungen gegen Kontinuität, Selbstgewißheit und harmonische Geschlossenheit angekämpft hat. “Wie mein Benehmen, so ist auch mein Werk: nicht harmonisch im Sinne der klassischen Komponisten, nicht einmal im Sinne der klassischen Revolutionäre. Aufrührerisch, ungleichmäßig, widersprüchlich, ist es für die Spezialisten der Kunst, der Kultur des Benehmens, der Logik, der Moral unannehmbar.”

Wer, dieses Diktum vor Augen, die von der Londoner Tate Gallery nach Stuttgart in die Staatsgalerie gewanderte monumentale Ausstellung zum 100. Geburtstag des großen “Erzhexenmeisters” mit ihren vom Max-Ernst-Kenner Werner Spies nach “höchsten Qualitätskriterien” ausgewählten 230 Gemälden, Collagen, Frottagen und Skulpturen durchstreift, gerät in eine merkwürdige Situation. Je länger er vor all diesen Ikonen einer widerborstigen, moralisch und kulturell unannehmbaren Kunst steht, desto weniger will sich die einst geplante verstörende und schockierende Wirkung noch einstellen. Auge in Auge mit all den…




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