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Ausstellungen: Aachen · von Christian Bracht · S. 435 - 436
Ausstellungen: Aachen , 1993

Christian Bracht
Das Numinose in der aktuellen Kunst

Sammlung Jung
Ludwig Forum für internationale Kunst, Aachen, 3.12.1992 – 14.2.1993

Das Ludwig Forum macht weiterhin den Weg frei für die Kunstsammler Aachens. Nachdem im letzten Sommer Wilhelm Schürmann seine Kollektion in einer eigenen Ausstellung ausgebreitet hatte, kam nun das Sammlerehepaar Ingrid und Hugo Jung zum Zuge. Wieder wurde der Sammler selbst als Gastkurator bestellt, und auch die Räumlichkeiten waren dieselben.

Jung führte im Schilde, was schon der Titel versprach, nämlich ein didaktisches Programm. Zu dessen Verwirklichung wurden alle drei Instrumente – Katalog, Exponatwahl und Hängung – sorgsam aufeinander abgestimmt. Die Aufmerksamkeit galt einer möglichen Kategorie der ästhetischen Erfahrung, dem “Numinosen”, Platzhalter für ein umfängliches Wortfeld. Gern wird es in Anspruch genommen, wenn das Werk an seinem verbalen Kommentar merklich zu ersticken droht. Dem Anspruch nach ging es dem Sammler und Kurator um eine Themenausstellung, die von der Freisetzung eines Rezeptionsverhaltens handelt, das vor dem Werk in erster Linie Erfahrungen aus erster Hand erlaubt – ohne auf sprachlich konstituierte Erkenntnisraster angewiesen zu sein.

Ironischerweise beginnt die Ausstellung mit zwei Bildern, die mit ihren eigenen Mitteln gegen die drohende Vereinnahmung durch Texte anzuarbeiten scheinen, indem sie skripturale Strukturen mindestens bis zur Unleserlichkeit in dem nicht-diskursiven Raum der Malerei aufgehen lassen: “Vermalungen-Grau” von Gerhard Richter und ein frühes Bild von Cy Twombly von 1958. Gerhard Merz setzt mit seinem Triptychon “All over” auf die Wirkung von überdeterminierten Einblicken in ein Massengrab, umrahmt von zwei monochromen Farbflächen als Leerstellen im schauerlichen Geschehen. Die Stunde der wahren Empfindung aber läuten…



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von Christian Bracht

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