Dominique von Burg
Deftig Barock
»Von Cattelan bis Zurbaràn. Manifeste des prekär Vitalen«
Kunsthaus Zürich, 1.6. – 2.9.2012
Seit Beginn des neuen Jahrhunderts treiben neo-barocke Tendenzen, respektive Haltungen von zeitgenössischen Kunstschaffenden, die das vielfältige ästhetische Vokabular des 17. und frühen 18. Jahrhunderts aufgreifen oder einem barocken Kunstkonzept verwandt sind, zarte und wilde Blüten. Anders als in vielen postmodernen Zitatspielereien, die mitunter ins Kitschige kippen , stellt die heutige Auseinandersetzung mit barocken Formen, Ideen und Inhalten auch die Konflikte und Widersprüche einer Epoche heraus, die manche Parallelen zu unserer Zeit aufweist. Liess der Dreissigjährige Krieg (1618-1648) die Ordnungen zerbrechen, und warf einen Schatten auf das Lebensgefühl und alles Schaffen, sind es heute die Schrecken des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts mit der lange andauernden Okkupation arabischer Länder, ihren gesellschaftlichen Umbrüchen sowie der Atom-Angst. Gleichzeitig war die Barockzeit durch Kolonialisierungen und entsprechend globalisierende Tendenzen geprägt. Jedenfalls bestimmt das Thema die Agenda zahlreicher Kunstinstitutionen. So wurde im Herbst letzten Jahres im kanadischen London, Ontario, die Ausstellung «Barroco Nova. Neo-Baroque Moves in Contemporary Art» gleichzeitig in drei Institutionen vorgestellt: im Museum London, im ArtLab und in der McIntosh Gallery. Etwa gleichzeitig präsentierte das Haus für Kunst Uri mit «Viel Lärm um alles. Barockes in der zeitgenössischen Kunst» eine kaleidoskopartige Show mit einer Vielzahl von Positionen, die einem quasi barocken Vokabular verpflichtet sind. Schliesslich zeigen Ende dieses Jahres die National Gallery of Canada and the Art Gallery of Alberta die Ausstellung «Misled by Nature: Contemporary Art and the Baroque». In ihrer vorherrschenden Tendenz versammeln diese Ausstellungen zeitgenössische…