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Essay · S. 303 - 311
Essay , 1984

Die Künstler und der Frieden

von Lothar Romain

“Der Friede ist der Menschheit in unserem Jahrhundert zur bewußten Aufgabe geworden,” schrieb Carl Friedrich von Weizsäcker 1975 zum fünfjährigen Bestehen der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung. “Das liegt einerseits an der Entwicklung der Technik, andererseits an einem veränderten Bewußtsein der Menschheit von sich selbst. Beides folgt aus der Entwicklung der neuzeitlichen Kultur. Als unbegrenzt wachsende Willens- und Verstandeskultur stellt sie Mittel bereit und eröffnet damit Aufgaben, die vorher im Bereich des unbeeinflußbaren Schicksals lagen. Zugleich zerstört sie Sicherungen, die vorher in der äußeren Natur und im menschlichen Verhalten von selbst funktionierten… Man sieht sich vor bisher beispiellosen Aufgaben und auch vor bisher beispiellosen Gefahren, man empfindet die Aufforderung zu bisher beispiellosen Lösungswegen. Die uralte Institution und Geißel des Krieges gerät in den Sog dieser veränderten Denkweise. Das Friedensproblem im engeren Sinne ist das Problem der Eindämmung oder Überwindung des Krieges. Das Friedensproblem im weiteren Sinne ergibt sich hieraus; es ist die Frage nach den Kräften und Einrichtungen, die zuverlässigen Frieden möglich machen.”

Weizsäcker schrieb das zu einer Zeit der siebziger Jahre, als man beinahe ebenso weit wieder von den Diskussionen um 1968 und den Folgen entfernt war wie es noch dauern würde, bis eine mehr und mehr mächtige Friedensbewegung Anfang der 80er Jahre an diese zentrale Aufgabe der Menschheit in unserem Jahrhundert wieder erinnerte und von jenen Abstand nahm, die glauben, durch immer neue Rüstungsanstrengungen das Gleichgewicht des Schreckens zwischen den westlichen und östlichen Industriestaaten erhalten zu können. 35 Jahre nach Beendigung des…

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