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Titel: Die Zukunft des Körpers I · von Philip J. Sampson · S. 94 - 111
Titel: Die Zukunft des Körpers I , 1995

Philip J. Sampson
Die Repräsentation des Körpers

Einführung

Körper verändern sich. Kleider, die man sich vor zehn Jahren gekauft hatte, passen nicht mehr. Aber war der Körper vor 500 Jahren anders als derjenige, den wir heute als gegeben annehmen? Bestimmt nicht. Ein Körper ist ein Körper, gleich ob es sich um den des Christuskindes von Leonardo oder um den von Sylvester Stallone der Columbia Pictures handelt. Der Körper will und kann sich nicht verändern. Das schien ziemlich klar zu sein. Aber stimmt das wirklich?

Das moderne2 Verständnis des menschlichen Körpers blieb über zwei oder drei Jahrhunderte stabil. Es stellt den Körper als ein komplexes, aber begrifflich unproblematisches, natürliches Objekt dar, das, bedingt durch seine physikalische und biologische Natur, Essen, Wärme und Sauerstoff benötigt. Die Körperform blieb, sofern sie nicht zeitlos ist, seit dem letzten evolutionären Sprung relativ unverändert, und sie wird von sozialen und kulturellen Umständen nicht beeinflußt. Alle diese Annahmen werden von den postmodernen Theoretikern hinterfragt, und die meisten erscheinen als ziemlich naiv. Der Körper ist ein kulturelles Objekt und unser Verständnis von ihm hat sich geschichtlich entwickelt.

Wir wachsen mit Körpern auf – mit unseren eigenen und denen von anderen. Unsere alltäglichen Erfahrungen in der Interaktion mit anderen enthüllen uns allmählich den Reichtum des Körpers. Diese Erfahrungen und Interaktionen sind zu anderen Zeiten und an anderen Orten unterschiedlich.

Vor dreissig Jahren beispielsweise fand nahezu die ganze Kommunikation face-to-face statt. Von der Kindheit an lernten wir, die Nuancen der Stimme, des Gesichtsausdrucks und der Körperhaltung zu erkennen. Der Körper war in solchen täglichen Erfahrungen…


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von Philip J. Sampson

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