Reinhard Ermen
Viktor Piwowarow
»Die Bilder müssen gemacht werden«
Es ist schwer, jemanden etwas über Puschkin zu sage, der nichts von ihm weiß. Puschkin ist ein großer Dichter. Napoleon ist nicht so groß wie Puschkin. Und Bismarck ist im Vergleich zu Puschkin ein Nichts. Und die Alexander I. und II. und III. sind im Vergleich zu Puschkin einfach Seifenblasen. Überhaupt sind alle Menschen Seifenblasen im Vergleich zu Puschkin, nur im Vergleich zu Gogol ist auch Puschkin eine Seifenblase. Deshalb schreibe ich statt über Puschkin besser etwas über Gogol. Obwohl auch Gogol so groß ist, daß auch über ihn nichts Rechtes zu schreiben ist, weshalb ich doch besser über Puschkin schreibe.Aber nach Gogol über Puschkin zu schreiben ist irgendwie beleidigend. Und über Gogol ist nichts zu schreiben. Deshalb schreibe ich besser über keinen von beiden.
Daniil Charms, 15. Dezember 1936
Den Beginn seiner Arbeit als freier Künstler datiert Viktor Piwowarow (geboren 1937 in Moskau) auf das Jahr 1970, gelegentlich auch auf das Jahr 1967. Von 1957 bis 1962 hatte er an der Kunst-Fakultät des Polygraphischen Instituts studiert, um anschließend als Illustrator bei einem Moskauer Kinderbuchverlag zu arbeiten, wie das auch Erik Bulatow (Jg. 1933) und Ilya Kabakow (Jg. 1933) taten. Eine ganze Generation von Künstlern ist durch diese Schule des Lebens hindurchgegangen. Freier Künstler -, das ist ab 1970 die Doppelexistenz als Kinderbuchillustrator und Maler. Etwas Subversives verbirgt sich dahinter noch nicht. Ein Teil der Kunstproduktion des Viktor Piwowarow entzieht sich lediglich der Öffentlichkeit, die an den auflagenstarken Kinderbüchern nach wie vor teilhat. Ein privater…