Robert Longo
Die Wellen brechen. Die Bomben explodieren. Die Rosen blühen.
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Wer das Glück hat, Robert Longo in seinem Atelier an der Ecke von Grant Street und Circle Street in Manhatten zu begegnen, der taucht in eine ganz von Kohlestiften und Graphit geprägte Welt ein. Dessen Schwarz ist da mehr als nur ein Farbton, dessen Spuren sich durch alle Räume ziehen und sich wie eine Deckschicht auf alles legen. Bei unserer Terminabsprache hat es offenbar ein kleines Missverständnis gegeben, und so stehe ich genau eine Woche zu früh im Raum vor ihm, als er gerechnet hatte. Drinnen herrscht Arbeitsatmosphäre, und ich werde höflich gebeten, zu warten. Café wird angeboten, und ich sitze in einem kleinen Nebenraum, in einer Art Küche, von wo aus ich das Gespräch von Longo mit den Assistenten verfolge. An der langen, geweißten Backsteinwand, an der gemeinsam gearbeitet und über die vorläufigen Ergebnisse geredet und an ihnen getüftelt wird, hängen neben Skizzen, Vorlagen, auch Fotos. Überall liegen Dokumente herum. Die Wand selbst wirkt wie eine Projektionsfläche, auf der die Realität in Schichten ihre Schatten wirft. Man spürt, hier wird ein genaues Bild, ja ein Konzentrat der Wirklichkeit erarbeitet, mit dem diese in einem doppelten Sinn getroffen werden soll. Nach einer halben Stunde sind wir allein, neben mir ein Monitor, auf dem die Sonne, der Strand und der Himmel von Tahiti flimmern. Ausdruck einer totalen Idylle, der etwas Künstliches anhaftet. Die Atmosphäre des Studios macht eines deutlich, hier herrscht weniger der Geist der Kunstgeschichte,…