GESPRÄCHE MIT KÜNSTLERN
Rodney Graham
Ein Moderner nach der Postmodernei
Ein Gespräch von Dieter Buchhart
Seit den 1970er Jahren schuf Rodney Graham Werke von hoher Originalität, die sich besonders durch Vielschichtigkeit und mediale Offenheit auszeichnen. Kaum ein Künstler entzieht sich derart elegant und humorvoll seiner stilistischen Zuschreibung. Mit „poetischer Ironie und Raffinesse“ realisiert er seine konzeptuellen Arbeiten in einer Fülle unterschiedlicher Medien, die von Druckgrafik, Malerei, Film, Fotografie, Video, Installation bis hin zu Literatur und Musik reichen. Schon in seinen frühen Werken der 1980er Jahre öffnete Graham mit überzeugenden formalen Lösungen spannende Sichtweisen auf Mechanismen und Strategien medialer Repräsentationen sowie zu Themen der Kulturgeschichte. Dabei spielen in seiner Reflexion von Ereignissen der Geistesgeschichte der Literatur, der Musik oder des Films zunehmend der Bezug auf filmische Klischees, die Einbindung von Elementen der Populärkultur und des Alltages eine größere Rolle. Zuletzt stellte der Künstler seine stilistische Ungebundenheit in Einzelpräsentationen in der BAWAG Foundation in Wien und Hauser & Wirth in Zürich unter anderem mit seiner höchst originellen Konstruktion und Rekontextualisierung eines fiktiven Fluxuskünstlers unter Beweis. Mit seinen „wiedererstandenen Verbildlichungen der Moderne” ist Rodney Graham ein Großer der „An- und Verkaufs-Moderne” nach der Postmoderne.
Dieter Buchhart: Deine Wurzeln liegen ebenso wie jene von Jeff Wall and Ian Wallace in einer streng konzeptuellen, theoriebasierten Künstlergemeinschaft im Vancouver der 1970er Jahren. Wie hat dies deine künstlerische Entwicklung beeinflusst?
Rodney Graham: Ja, ich studierte Kunstgeschichte mit Ian Wallace, dessen Einfluss auf die Fotokonzeptualisten sehr groß war. Und alles, was ich über Fotografie weiß, lernte ich nach meiner Schulzeit, als ich als eine…