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Titel: Kunst Geschichte Kunst · von Heinz Schütz · S. 192 - 199
Titel: Kunst Geschichte Kunst , 1993

III. Geschichtsphilosophische Materialien und ein Gespräch
Fortschritt Gegenwärtige Vergangenheit Ende der Geschichte

Fortschritt

Ernst Bloch

Klar bleibt, der Ruf nach vorwärts ist so wenig mit sich selber fertig wie die Sache, die er bedeutet. Der Begriff Fortschritt impliziert ein Wohin und Wozu, und zwar ein wollendes, also gutes Wozu und ein zu erkämpfendes, also noch nicht erreicht-vorhandenes. Ohne Wohin und Wozu ist ein Fortschritt überhaupt nicht denkbar, an keinem Punkt meßbar, vor allem auch als Sache selber gar nicht vorhanden. Das Wozu aber impliziert nicht nur ein “Ziel”, sondern – damit nicht ohne weiteres zusammenfallend – einen “Zweck” und – wiederum damit nicht ohne weiteres identisch – einen “Sinn” des Geschehens, mindestens des menschlich strebenden und arbeitenden. Das sozusagen automatische Geschehen, ja das Leben selber braucht, um eines zu sein, noch keinen Sinn zu haben (die Menschen leben ja primär nicht, um zu leben, sondern weil sie leben). Wohl aber kommt das als Fortschritt gewollte, gedachte, betriebene Geschehen und Leben ohne die Eigenschaft eines Sinns weder aus, noch kommt es ohne ihn überhaupt vor, und wer einen Sinn als real (wenn auch noch nicht: verwirklicht-real) leugnet, hebt gerade zentral den Begriffs- wie Sachinhalt Fortschritt auf.
(Ernst Bloch, Differenzierungen im Begriff Fortschritt, in:
Tübinger Einleitung in die Philosophie, Gesamtausgabe Bd. 13, Frankfurt 1970, S. 143)

Dieser Zielinhalt ist kein breites definites, sondern einzig ein noch nicht manifestes, ein konkret-utopisches Humanum. Nur so wird die Tiefenbeziehung des Vorwärts, auf die hin die verschiedenen Geschichtsverläufe angeordnet sind, zugleich als eine so geräumige Tiefe dargestellt, daß -…


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