Moderne Kunst, das war seit Duchamp immer das Neue, das Andere, das sich zuallererst durch die vermeintlich radikale, revolutionäre Abspaltung von allem vorher Gehenden definierte. Doch seit Ende der ... WEITERLESEN siebziger Jahre scheint sich diese ständige Revolution totgelaufen zu haben: Die in ihr zugrunde gelegte utopische Denkfigur ist durch die "mnestische" ersetzt worden. Diesen radikalen "Paradigmenwechsel" im Verhältnis von Kunst und Geschichte respektive von Künstlern zur Kunstgeschichte thematisiert Heinz Schütz in dieser Dokumentation. Erste Anzeichen einer grundsätzlichen Veränderung erkennt er in Werken der so genannten "Spurensicherung". Im Folgenden beobachtet Schütz die allgemeine Restitution auf drei Ebenen: Künstler, die aus politischen Gründen die künstlerische Produktion ganz einstellten, arbeiten wieder als Künstler. Künstler, die sich ausschließlich avantgardistischer Verfahren bedienten, malen nun wieder. Künstler, die bis dahin Expression und Mimesis ablehnten, integrieren Realismen und Expressionismen in ihre Arbeit. Der Restitution der Gattungen entspricht auf der Ebene der "Sujets" ein gleichsam restitutives Verhältnis zur Kunstgeschichte; sie wird nicht mehr wie im Avantgardismus durch Negation vorwärts getrieben, sondern als Stil- und Bildzitat, als Anleihe und Wiederholung vergegenwärtigt. Parallel hierzu zeichnet sich auf theoretischer Ebene der Versuch ab, den Avantgardismus als Ideologem zu entlarven. Eine Sammlung geschichtsphilosophischer Zitate von Bloch bis Llyotard geleitet den Leser ins begriffliche Bermudadreieck "Fortschritt - Gegenwärtige Vergangenheit - Ende der Geschichte". Untersucht wird in diesem Zusammenhang auch die Rolle des Museums und der gesellschaftlichen Institution Kunst (Beitrag von Johannes Meinhardt). Interessanterweise meidet Schütz in seiner durchdachten Analyse der "mnestischen" Denkrichtung aktueller Kunst den plakativen Begriff der "Postmoderne". Diesem widmet Stefan Morawski "polemische Reflexionen". VERBERGEN
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