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Ausstellungen: New York · von Jutta Schenk-Sorge · S. 380 - 381
Ausstellungen: New York , 1993

Jutta Schenk-Sorge
RAT-KING

Installation von Katharina Fritsch
Dia Center for the Arts, New York, 15.4.1993 – April 1994

(Sommerpause ab 20.6.1993)

Der Rückgriff auf bereits Vorhandenes ist angesichts der Bilderflut vielleicht eine zeitgemäße, inzwischen jedenfalls verbreitete künstlerische Praxis. Katharina Fritsch gehört hier zu den Konsequentesten. Denn in ihrer methodischen Art gräbt sie nicht nur alte, abgelegte oder verbrauchte Vorstellungen wieder aus, sondern reinigt, präzisiert und fokussiert sie frisch und stellt sie dann zu neuem Gebrauch bereit. Dabei spürt sie Motive auf, welche die eigene wie die kollektive Imagination bündeln. Ratten zählen nun zweifellos zum universalen Bestand kollektiver Erinnerung, da sie überall auftauchen, wo Menschen sind und wohl jeder persönliches Erleben damit verbindet. Darauf kann Fritsch auch bei der monumentalen Skulptur “Rattenkönig” setzen, ihrer ersten großen Arbeit in den USA, die aus einer Gruppe von 16 nahezu drei Meter hohen Ratten aus schwarzem Polyester besteht. Dicht an dicht aufrecht hockend, bilden sie nach außen einen wehrhaften Kreis von 13 Metern Durchmesser, eine Art Kronenform, während sich in ihrer kaum einsehbaren Mitte die Schwänze zu einem kunstvollen Knoten verschlingen. Für die unmittelbare Wirkung der Skulptur spielt es keine Rolle zu wissen, daß das Phänomen des “Rattenkönigs”, d. h. das faktisch mögliche, unlösbare Verknäulen der Schwänze von bis zu 30 Tieren, vorwiegend in Deutschland in Volkssagen einging. Denn Fritsch wählt unter den präexistenten Bildern solche, die sie selbst plastisch und mit Detailschärfe vor Augen und im Gefühl hat, die sie durch die Spezifik ihrer subjektiven Sicht aktualisiert. Dabei geht es ihr nicht um individuelle Expressivität, sondern…



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von Jutta Schenk-Sorge

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