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Titel: Betriebssystem Kunst · von Wolfgang Zinggl · S. 174 - 175
Titel: Betriebssystem Kunst , 1994

Gruppe Wien

Hans Küng, Dorit Margreiter, Mathias Poledna und Florian Pumhösl
Von Wolfgang Zinggl

Nicht um Nichtkunst oder Antikunst geht es ihnen und überhaupt ist nicht ganz klar, was sie wirklich wollen. Eher schon, was sie gerne ausgrenzen. Zum Beispiel die Illusion der Autonomie von Gedanken, Worten und Werken und damit auch jedes stringente Den-eigenen-Weg-Gehen, ohne links und rechts zu sehen. Kunst als Kategorie, so haben sie sich vor eineinhalb Jahren an heißen Sommerabenden überlegt, dient lediglich der Verschleierung von Problemen. In Zukunft soll sie Realpolitik werden oder Hobby.

Soweit ist das heute eine gebräuchliche Strategie: Optionen offenhalten, nicht ganz festlegen, eher von Arbeitsmöglichkeiten sprechen, die jeweils vorgefunden werden.

Und doch sind die vorgefundenen Arbeitsmöglichkeiten für die vier nicht nur einfach da, sie scheinen vielmehr geradezu syndromatisch zu sein für ein Substrat, für ein Klima. Jedenfalls bieten ihnen die determinierten Situationen Potential genug für Fragestellungen, für Diagnosen und für das Darstellen von Zusammenhängen, wo oberflächlich vielleicht gar keine oder andere gesehen werden.

Noch sind sie bemüht, “aufzuspringen auf den fahrenden Zug, um ihn dann zum Entgleisen zu bringen”: Hans Küng, Dorit Margreiter, Mathias Poledna und Florian Pumhösl suchen ihre Wirte im Zentrum des Geschehens. In der Wiener Secession zum Beispiel oder in der Galerie Pakesch/Jänner.

Wie zum Beispiel macht man der “Jungen Szene” klar, daß sie nichts zu sagen hat, daß alle Anliegen, selbst wenn es ehrenwerte sind, augenblicklich vereinnahmt werden – von einer “toleranten, pluralistischen” Gesellschaft? Wie provoziert man, ohne als Marlon Brando etikettiert zu werden, wie verweigert man, ohne als leidendes Mauerblümchen im Eck…


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