Judith Bernstein
Ich habe noch nie einen guten Grund für irgendeine Form von Zensur gehört
Ein Gespräch von Magdalena Kröner
Die Künstlerin Judith Bernstein, 1942 in Newark geboren, lebt und arbeitet in New York. Im Jahr 1974 sorgte ihre Zeichnung „Horizontal“, die monumentale Darstellung einer Schraube, die in der Gruppenausstellung „FOCUS: Women‘s Work – American Art 1974″ im Philadelphia Civic Center Museum gezeigt wurde, für einen Skandal: das Werk wurde aus der Präsentation entfernt; eine Protestaktion und eine Petition, initiiert von Künstlern, Kuratoren und Kritikern, erregten zusätzliches Aufsehen. Bernsteins Karriere war nach diesem Skandal jedoch so gut wie beendet, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Ihre provokanten Werke wurden kaum mehr ausgestellt oder verkauft. Gerade erlebt die amerikanische Künstlerin jedoch eine umfassende Wiederentdeckung: das New Yorker P.S.1 zeigte im Sommer 2010 die Papierarbeit „Five Panel Vertical“ im Rahmen der Gruppenausstellung „Greater New York“, das New Museum stellte frühe politische Collagen wie „Are You Running With Me Jesus“ in seiner Schau „The Last Newspaper“ aus. Die Alex Zachary Gallery auf New Yorks Upper East Side zeigte im November 2010 eine Neuauflage von Bernsteins monumentalen „Signature Pieces“, während Mara McCarthys Galerie „The Box“ in Los Angeles der Künstlerin im Jahr 2009 eine vier Dekaden umspannende Retrospektive einrichtete.
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Magdalena Kröner: Welches war Ihre erste wichtige Ausstellung und wie sind Ihre Erinnerungen daran?
Judith Bernstein: Die erste Ausstellung hatte ich im Jahr 1973 in der A.I.R. („Artist in Residence“) Gallery, das war meine erste Einzelausstellung. A.I.R. war einer der ersten Orte, der sich der Förderung und Präsentation…