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Ausstellungen: Hannover · von Noemi Smolik · S. 224 - 226
Ausstellungen: Hannover ,

Hannover
Klára Hosnedlová

To Infinity
Kestner Gesellschaft 04.03.–04.06.2023

von Noemi Smolik

Klára Hosnedlová ist in der ehemaligen Tschechoslowakei (seit 1992 Tschechien) aufgewachsen. In einem Land, dessen Kultur von der Ideologie der kommunistischen Partei geprägt war. Diese steckte jedoch von Anfang an in einem Dilemma. Von der Ideologie her fühlte sich die Partei dem Geschmack des städtischen Proletariats und der Kultur des auf dem Lande lebendigen volkstümlichen Handwerks verpflichtet. Gleichzeitig wollte sie aber auch modern und futuristisch sein. Ein Spagat, der seltsame Blüten trieb. Zum Beispiel den Fernsehturm auf der Spitze des Berges Ještěd an der polnischen Grenze, in dem auch ein Hotel und ein Restaurant untergebracht waren. Das zwischen 1963 und 1973 von dem Architekten Karel Hubáček als Hyperboloid Konstruktion erbaute runde Gebäude vereinte die neuesten technischen Errungenschaften und Materialien wie Beton und Glas mit einer Form, die an volkstümliche Holzkirchen erinnerte. Und die von Karel Wünsch entworfene Innenausstattung nutzte volkstümliche handwerkliche Fertigkeiten wie die des Töpferns oder des Webens von Teppichen. Und nicht nur das; für die Liebhaber des Historismus wurde eine Suite mit Möbeln im Stil Louis’ XVI errichtet. Nach der Fertigstellung dieses hybriden Gebäudes entbrannte ein heftiger Streit; die konservativen Kulturfunktionäre warfen dem Gebäude einen dem Volk unverständlichen Modernismus, die Modernen einen nostalgischen, der Moderne unwürdigen Historismus und Populismus vor. Das Gebäude wurde in der damaligen Tschechoslowakei zum Zeichen der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen: die Gleichzeitigkeit der städtischen Moderne und die der auf dem Lande lebendigen, das alltägliche Leben prägenden volkstümlichen Traditionen.

Und genau diese Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ist auch das Thema…

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