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Ausstellungen: Bonn · von Annelie Pohlen · S. 245 - 247
Ausstellungen: Bonn ,

Bonn
Tolia Astakhishvili

The first finger
Bonner Kunstverein 25.03.–30.07.2023

von Annelie Pohlen

Ein seltsames Empfinden von Leere stellt sich ein beim Verlassen des eher intimen Vorraums auf dem Weg in die große Halle. „The First Finger“, drei Worte sind es, derentwegen man diesen Raum aufgesucht hat. Ist es The First Finger, der hier Regie führt? Und undurchschaubaren Regeln folgend, die geladene Gäste in ein befremdlich zwischen Umbau, Aufbau und plötzlichem Abbruch schlingerndes Szenario versetzt. Wem die Autorin des Stückes nicht vertraut ist, kann sich schon als Eindringling oder Störenfried in einer unfertigen Aufführung fühlen.

Was oder wer ist der erste Finger? Anatomisch der Daumen, Teil des Körpers, der Kindern bisweilen sehr lange über den Verlust der mütterlichen Brust hinweghilft. Auch geläufig: der Zeige- oder Indexfinger, der Richtungen vorgibt. Wer immer sich auch nur einen der Finger verletzt oder gar verliert, weiß um die elementare Bedeutung der Sensoren des je individuellen Körpers im Austausch mit der Außenwelt, dem Haus im engeren Sinn und den komplex wuchernden Räumen multipler Gesellschaften im grenzenlosen Universum.

Es ist Tolia Astakhishvili, die schon 2021 gemeinsam mit James Richards ihre sinnlich wie intellektuell aufgeladenen Reflexionen in die Ausstellung „The Holding Environment“ implantierte, deren „First Finger“ die neutrale Kunstraum-Bühne nun in eine Folge komplex ineinander verschachtelter Raumbildkörper transformiert. Was schützt die gleich zum Start provisorisch eingezogene Barriere, über die der Blick durch den Raum auf eher unansehnlich zusammengeschusterte Kabinette schweift? Gleißendes Licht strömt aus der Ferne über eine diesmal nahezu raumhohe Trennwand. Je nach Temperament tasten die Augen weiter, stoßen auf die Frontwand….

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