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Gespräche mit Künstler*innen · von Helga Meister · S. 168 - 177
Gespräche mit Künstler*innen ,

Thomas Ruff

Der Zufall ist der beste Künstler
Ein Gespräch von Helga Meister über die fraktale Serie „d.o.pe.“

Thomas Ruff, einer der wichtigsten Fotokünstler der Welt, erregt neuerdings mit Veloursteppichen Aufsehen. Dabei handelt es sich um fraktale Muster, die optisch so reizvoll sind, dass man sich darin verlieren kann. Sie feiern die Mathematik, aber auch die Freude am Sehen in einer fast überirdischen Schönheit. Der Künstler ist bekannt für seinen Forschungsdrang. Schon als Schüler wollte er den Seheindrücken auf den Grund kommen. So las er nicht nur den dystopischen Roman „Brave New World“ sondern auch das Essay „The Doors of Perception“ von Aldous Huxley. Dieses Essay, dessen Anfangsbuchstaben den Titel der neuesten Serie „d.o.pe.“ bilden, beeinflussten generell auch den Umgang und die Diskussion um die Nutzung von halluzinogenen Drogen in den 1960er Jahren.

In den 1970er Jahren führte der Mathematiker Benoît Mandelbrot den Begriff „Fraktal“ für generierte Gebilde und Muster ein, die lediglich natürlich erscheinen, sich unendlich vergrößern lassen und ihre Struktur behalten. Anfang der 2000er Jahre beschäftigte sich Ruff mit der visuellen Erscheinung geometrischer Strukturen, scheiterte aber mit seinen Pseudo-Naturimitaten an der Software. Nun erhielt er ein neues Software-Programm. Eine 40-jährige Arbeit kommt damit zu einem guten Ergebnis.

Helga Meister: Thomas, eines deiner ersten Beispiele aus der Serie „d.o.pe.“ habe ich auf der Art Cologne gesehen und sogar die weiche Oberfläche kurz gestreichelt, um zu fühlen, was da los ist. Das Bildmotiv schaukelte auf einem Industrieteppich hin und her. Fotoausdrucke sind üblicherweise auf glattem Papier. Veloursteppiche sind haptische Träger. Wie…


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